Im Test – Garmin Venu SQ Sport- & Fitnessuhr

Turnen nach Zahlen

Ich halte nicht viel von der Quantifizierung des Lebens. Heute habe ich so und so viele Schritte gemacht und dabei diesen Puls gehabt und fünf Mal gepupst. Das war dann soundsoviel Prozent besser als vor 2,3 Wochen etc. pp. Yoga (und die meisten anderen Aspekte meines Lebens) soll für mich ganz anders sein: Zum einen sehe ich es als täglichen Begleiter im Alltag. Durch Achtsamkeit und Dankbarkeit will ich mein Leben und das meiner Mitmenschen besser machen. Und zum anderen habe ich natürlich meine Asana-Praxis. Die unterstützt mich dabei, die spirituelle Praxis (und alles andere) in einem gesunden Körper ausführen zu können. Klar, Asanas sind schon ein bisschen wie Sport. Aber ich bin davon weggekommen, hier auf „Fortschritte“ hinzuarbeiten: Mehr Asanas in weniger Zeit, noch kompliziertere Haltungen und noch mehr Wiederholungen? Ich zähle beim Yoga nicht wirklich mit. Weder schreibe ich mir auf, wie oft ich wie lange meditiere, noch habe ich einen „Trainingsplan“, um endlich die einarmige Krähe zu meistern (ich bin nah dran!). Ich bin gerade an einem Punkt, an dem ich in mich hineinspüre und dann das tue, was ich brauche. Häufig ist das morgens eine kurze Meditation und abends eine Runde Yinyasa. Dann gibt es aber auch Tage, an denen ich die frühe Stunde alleine mit einer Tasse Kaffee auf der Couch abgammle und diesen komischen Fleck an der Zimmerdecke anstarre.

No Sports!

Es gibt Hardcore-Yogis, die so tun als hätte Yoga mit Sport überhaupt nichts zu tun. Das sehe ich allerdings ebenfalls ein wenig anders: Meine Yogapraxis ergänzt meinen Sport nämlich wunderbar. Neben einem begeisterten „Mattenturner“ bin ich ja auch noch manchmal Läufer, schon immer Schwimmer und seit Corona auch wieder (selbst überschätzender) Mountainbiker. Und Yoga unterstützt mich bei all diesen Sportarten – zum Beispiel, weil ich achtsam übe und in meinen Körper spüre, anstatt ihm einfach nur brachiale Leistung abzuverlangen. Außerdem ist der mentale Effekt nicht zu unterschätzen, wenn du dich motivieren musst, kilometerweise Bahnen zu schwimmen oder auf einer waghalsigen Abfahrt mit dem Rad auch noch die Bremse loszulassen. Beim Sport lege ich – im Gegensatz zu meinem geliebten Yoga – dann doch etwas Wert auf Trainingserfolge. Und ein bisschen System auf dem Weg dorthin. Ganz besonders der Radsportler in mir („alles außer Straße“) hat sich darum monatelang für eine Sport- und Fitnessuhr interessiert.

Ich hab doch nichts anzuziehen!

Als ich begonnen habe, mich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen, stand ich irgendwann vor der Qual der Wahl: Wie sollte ich mich bei diesem erschlagenden Angebot nur für eine Uhr entscheiden? Also habe ich mir erstmal überlegt, was ich von einer Fitness-Uhr erwarte:

  1. Sie soll meinen Puls messen und tracken.
  2. Sie soll meine Bewegungen aufzeichnen und auswerten.
  3. Sie soll alle meine Aktivitäten speichern, auswerten und auf Wunsch teilen.
  4. Sie soll ohne ein verbundenes Smartphone funktionieren.

Nach langer Recherche und einigem Abwägen und Meditieren kam ich zum Entschluss: Es wurde die 

Garmin Venu Sq Music

Die entspricht allen meinen Anforderungen, sie hat:

  • integriertes GPS und ein schickes Farb-Display
  • Fitness-und Gesundheits-Funktionen wie Atemfrequenz, Wasserkonsum
  • Über 20 vorinstallierte Sport-Apps wie Laufen, Schwimmen und Pilates
  • Workouts und Trainingspläne via Garmin Connect sowie individuelle Laufpläne via Garmin Coach
  • Smarte Features: Anzeige von Benachrichtigungen, News, Termine, eingehende Anrufe und mehr

Dazu kommt, dass sie mich optisch ebenfalls anspricht und der Preis mit ca. 200 den Geldbeutel nicht zu sehr verausgabt.

Angekommen, ausprobiert.

Als das Päckchen von Garmin bei mir eintraf, war ich dann doch etwas nervös. Ich kaufe mir nicht so oft ein neues technisches Gerät und habe nicht wirklich Lust, Bedienungsanleitungen zu wälzen. Also habe ich darauf verzichtet und durch ein wenig Herumprobieren die Garmin Venu Sq Music mit der zugehörigen Smartphone App („Garmin Connect“) gekoppelt und in Betrieb genommen. Und siehe da: Es funktioniert! Mit der App ließ sich die Uhr recht einfach konfigurieren und ein erster Testlauf mit dem Fahrrad hat dann auch gezeigt: Das Tracking und Teilen von Aktivitäten klappt einwandfrei mit drei Bedienungsschritten (Aufzeichnen/Stoppen/Teilen – alles über einen der beiden Knöpfe an der Seite und das Touch-Display der Uhr)). Also genau richtig für Typen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Typen wie mich. 

Es geht noch weiter.

Neben den „Basis“-Features Tracking und Teilen kann die Garmin Venu Sq Music natürlich noch mehr. Sie misst den Puls und damit die relative Anstrengung und gibt z.B. beim Radeln einen guten Überblick darüber, wo auf der Strecke es stressig war und wo man sich eher erholt hat. Das ist auch interessant im Alltag ohne „Leistung“. Wenn man regelmäßig schaut, wann das Herz wie schlägt, ist man doch moderat schockiert, dass Stress für die Pumpe ungefähr so herausfordernd ist wie flottes Pedaletreten. Zudem erinnert die Fitness-Uhr mich bei langer körperliche Inaktivität (z.B. am Schreibtisch) daran, mich ein bisschen zu bewegen und auch mal was zu trinken. Ebenfalls ganz praktisch: Push-Nachrichten vom Smartphone (z.B. eingehende WhatsApp“ werden per Vibration und Vorschau auf dem Display auf der Uhr gemeldet. Man kann das Handy also stecken lassen, wenn man mit einem kurzen Blick gecheckt hat, dass nichts wichtiges in der Inbox liegt. Musik hören ohne Handy wäre mit der Garmin übrigens auch möglich – einfach per App Musik von Spotify auf die Uhr ziehen und über den Bluetooth Kopfhörer genießen. Weil ich festgestellt habe, dass ich aber sowieso nie ohne Handy sporteln gehe, ist diese eigentlich ganz praktische Funktion für mich nicht wirklich relevant.

Und was ist jetzt mit Yoga?

Was mir vorher nicht bewusst war: Es gibt tatsächlich Yoga-Trainingspläne und Atemübungen, die man sich auf die Garmin Venu Sq Music laden kann. Die Uhr zeigt dann auf dem Display die entsprechenden Asanas an und vibriert bei jedem „Stellungswechsel“ leicht. Ich hab das mal ausprobiert und war, ehrlich gesagt, etwas überfordert damit, beim Yoga ständig auf die Uhr zu schauen. Trotzdem finde ich es aber ganz cool, dass es dieses Feature gibt. Denn in Sachen Yoga sind die Athleten scheinbar etwas toleranter als es die Yogis bezüglich Sport sind. Und wer weiß, vielleicht findet ein Rad- oder Laufsportler ja über seine Fitness-Uhr letztendlich auf die Yogamatte. Ich höre beim Üben von Asana weiterhin allerdings auf mein Gefühl und verzichte auf einen langfristigen „Trainingsplan“. Allerdings tracke ich meine Praxis manchmal, weil es mich interessiert, was Puls und Atmung dabei machen. Am meisten mag ich aber diese kleinen Alltagshinweise, dass mal wieder Bewegung angesagt ist. Dann unterbreche ich die aktuelle Beschäftigung und gehe ein paar Minuten durch die Gegend. Diese kleinen „Zwangs“-Pausen tun nicht nur meinem Körper gut, sie reißen auch meinen Kopf aus dem „Tunnel“ und gönnen ihm eine kleine Mini-Auszeit. Und das macht es für einen Yogi ohne Leistungsdruck dann doch zu einer ziemlich spannenden Anschaffung. Namaste.

Hinweis: Garmin hat mir die Fitness-Uhr Garmin Venu Sq Music für Testzwecke kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen hatte aber keinerlei Einfluss auf meine Meinung zum Produkt und diesen Beitrag.

Fotos: Liza „Ruhepuls“ Meinhof

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