Absolute Beginner
Diese Woche habe ich Broga ausprobiert. Es war wie eine normale Klasse, ich habe einfach meinen kleinen Bruder mitgenommen. Haha. Ja, das war nicht so wirklich lustig, aber ich brauchte den Einstieg. Denn das Interessante war, dass ich eine Anfänger-Klasse besucht habe (mein Bruder war zum ersten Mal dabei). Und ganz kurz dachte ich, dass es vielleicht etwas langweilig werden könnte, aber es war phantastisch. Boris (unser Lehrer) hat alle Asanas bis in jedes Detail genau erklärt und vorgemacht und ich konnte an dem Abend wirklich viel für mein Alignment und mein Atmen tun. Außerdem schiele ich ja seit einiger Zeit in Richtung Teacher-Training und habe Didaktik und Assists geradezu akribisch beobachtet.
Nur mal nicht übertreiben
Ich kann auf jeden Fall nur allen Yogis empfehlen, mal wieder eine Anfängerklasse zu besuchen – man kann so schön an sich arbeiten. Außerdem freue ich mich immer, den Leuten zuzusehen die zum ersten Mal dabei sind. Nicht nur, weil sie so komisch umfallen, sondern auch weil man einigen ihnen geradezu ansehen kann, wie sie den ersten Schritt auf einem langen persönlichen Yogaweg machen. Und außerdem: Man muss es mit dem Yoga auch nicht übertreiben. Denn bei manchen Yogis hat man schon das Gefühl, sie sollten besser mal etwas kürzer treten. Ob du dazu gehörst, merkst du an folgenden Dingen:
1. Du schläfst nicht, du meditierst
Warum wertvolle Zeit mit Schlaf verschwenden, wenn du acht Stunden lang Tiefenentspannung auf deinem Yogakonto verbuchen kannst? Am besten pennst du gleich auf der Matte. Und falls du Sonntagmittag mal doch nur auf der Couch chillen solltest, tust du das natürlich in perfektem Savasana.
2. Du hast alle Möbel aus dem Wohnzimmer entfernt
Denn wer hat schon Platz für ein Wohn- UND ein Yogazimmer? Also raus mit dem Mist und allenfalls einen kleinen Altar in der Ecke platzieren (Kerzen, Shiva, Räucherstäbchen). So kannst du endlich üben ohne abgelenkt zu werden. Allerdings wirst du wahrscheinlich auch von deinem Partner nicht mehr abgelenkt, der sitzt entweder mit der Glotze in der Küche oder hat dich verlassen. Aus Gründen.
3. Du hast vor der Morgenklasse schon zuhause geübt
Wäre ja auch megapeinlich, wenn du beim ersten Downdog die Fersen nicht zum Boden bringst. Und 60 Minuten Yoga sind außerdem viel zu wenig, um ordentlich in den Tag zu starten. Dieser Punkt ist kein Witz: Ich habe wirklich schon jemanden getroffen, der „vorgeübt“ hat.
4. Nicht ohne meine Matte
Ich packe meinen Koffer und nehme mit… Die Reisematte. Und ein paar Yogaklamotten. Und ein Handtuch. Die Matte am besten gar nicht erst in den Koffer, lieber ins Handgepäck, an manchen Flughäfen gibt es ja Yogaräume.
5. Du setzt dich automatisch immer in den Lotussitz
Am Schreibtisch, beim Mittagessen und abends auf der Couch sowieso. Wenn du das Gaspedal irgendwie mit der Hand erreichen könntest, würdest sogar in Padmasana Autofahren. Du kannst gar nicht anders. Und klar: Es nervt natürlich, wenn du überall anerkennend gefragt wirst, ob du Yoga machst. Oder?
6. Dein Facebook Feed ist eine Yogaklasse
Yoga-Videos, Events, vegane Rezepte und geile Fotos vom letzten Retreat. Dein Facebook ist ein Yogabook, nicht zuletzt, weil deine Freunde auch alles Yogis sind.
7. Du stehst auf Händen und Füßen gleich gut
„Ich merke den Unterschied schon gar nicht mehr.“ Äääääh, ja.
8. Dein Portemonnaie ist voller Mitgliedskarten
Von Yogastudios. Man spart ja so irrsinnig viel Geld, wenn man sich eine 25er-Karte rauslässt. Also eine für das Studio in der Nähe der Wohnung. Und für das bei der Arbeit. Und natürlich in dieser anderen Stadt, wo du zwei Mal im Jahr deine Verwandten besuchst.
9. Du wählst deinen Wohnort nach deiner Yogatradition aus
Wenn du (wie ich) am liebsten Jivamukti übst, würdest du Berlin – wenn überhaupt – in Richtung München verlassen, wo diese schöne Tradition ebenfalls in drei Studios unterrichtet wird.
10. Du startest einen Yogablog
Du Freak.
Na, fühlst du dich ertappt? Ich kann bei mindestens fünf Punkten sagen, dass ich potenziell suchtgefährdet bin. Aber irgendein Laster braucht man ja, oder? So, jetzt muss ich den Artikel schnell beenden und noch mal auf die Matte. Namaste.
PS: Liebe Yogi-Freunde, bitte nehmt eure Yogaleidenschaft nicht zu ernst. Genau wie diesen Beitrag. Shanti.
2 responses to “Normal ist das nicht – Daran erkennst du, dass du es mit Yoga übertreibst”
Hahaha, ich bin ab morgen zur Reha auf Sylt und meine Matte ist wirklich schon mit dem Koffer vorgereist. ^^
Aber so ein bisschen freakig ist ja auch gar nicht schlimm. 🙂
LG, Christine
Wie ungemein beruhigend: Ich fühlte mich “nur” drei mal ertappt…
Was das Broga angeht, so steht mir bald ähnliches mit einem “Ersti-Kumpel” bevor und ich freue mich schon sehr darauf.
Wie immer witzig, leicht und inspirierend geschrieben – danke!
Om shanti
Nils