Guck mal, ein Schmetterling!
Lässt du dich auch ganz leicht ablenken, zum Beispiel bei der Arbeit? Wenn du eigentlich ganz dringend was fertigmachen musst, aber stattdessen wieder Katzen-GIFs anguckst, die jemand auf Facebook geteilt hat? Und dann gehst du auf das Profil der Person, die diesen wahnsinnig witzigen Kommentar dazu gepostet hat, und siehst: Ihr habt sieben gemeinsame Freunde. Und ihr wart auch noch gleichzeitig auf demselben Konzert letzte Woche. Und dann denkst du, du solltest unbedingt das letzte Album dieser Band noch mal hören. Die waren auf dem Konzert so wahnsinnig geil, vor allem der Sänger. Der dieses mega-coole T-Shirt anhatte. Du könntest dir auch mal ein neues T-Shirt zulegen, im Online-Shop deines Vertrauens ist ja gerade mal wieder Sale. Mal sehen, ob die was Nettes haben…
Diese verdammten Affen.
Gut, das Problem ist allgemein bekannt. Jeder lässt sich irgendwann mal ablenken, entweder beim Job („Wo ist die verdammte Präsentation?“) oder auch mal privat („Hörst du mir überhaupt zu?“). Auch beim Yoga kann das mal vorkommen. Das merkst du daran, dass die Person auf der Matte neben dir anfängt, ganz andere Asanas zu üben als der Rest der Klasse. Oder dass du selbst beim Meditieren in deinem Kopf eine halbe Weltreise oder auch deine Steuererklärung machst, anstatt loszulassen und einfach nix zu denken. Monkey Mind nennen die Meditations-Profis das, wenn die Gedanken, verrückt wie die Äffchen, von einem Synapsen-Ast zum anderen springen („Wer hat die Kokosnuss geklaut?“). Ich mag den Begriff, schon weil ich Affen mag. Ich meine: Wer mag Affen nicht? Diese putzigen kleinen Äffchen oder auch die krass starken Gorillas. Besonders als Elternteil finde ich Affen toll: Sie lieben ihre Kinder und sorgen für sie. Und einmal – letztes Jahr am Strand – durfte ich nicht aufhören, wie ein Affe herumzuhüpfen, weil mein Sohn es so geil fand. Und schon wieder habe ich den Faden verloren – Monkey Mind eben.
Probier’s doch mal mit Yoga.
Unsere weisen Yoga-Vorfahren waren sich des Problems der „äffischen Gedanken“ bewusst und hatten (natürlich) eine Lösung parat: Yoga. Wie für alles andere auch ist Yoga natürlich perfekt, um die Konzentrationsfähigkeit zu unterstützen und die mentalen Primaten zu verscheuchen. Yoga (bzw. die Asana-Praxis) durchblutet den ganzen Körper und damit auch das Gehirn, was zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung führt. Und das ist schon mal ganz gut für einen wachen Verstand und scharfe Gedanken. Angeblich gibt es sogar spezielle Asanas, die die Konzentration fördern. Aber eigentlich ist es egal, was du übst – wichtig ist, dass du übst. Denn das Gesamtpaket macht es meiner Meinung nach mal wieder. Nicht nur während der Asana-Praxis fokussieren wir uns total auf den Moment, auch das Thema langfristige Achtsamkeit spielt für mich eine wichtige Rolle: Je bewusster ich meinen Tag erlebe, desto weniger lass ich mich eventuell von dem abbringen, was ich eigentlich will. Und das bedeutet nicht, dass man zum Hochleistungsroboter wird. Im Gegenteil: Entspannung und Meditation sind wichtig, denn nur wenn unsere gestressten Yogi-Köpfe ab und zu ihre Pause bekommen, können sie richtig funktionieren.
Theoretisch könnte es klappen.
Auch wenn ich in Sachen Yoga-Philosophie (noch) nicht die wandelnde Enzyklopädie bin, die ich gerne wäre, darf ich eines nicht unerwähnt lassen (ich wollte mir das mühevoll anlesen, habe mich dabei aber zu oft ablenken lassen, hehe). Im Yoga Sutra von Patanjali gilt die Konzentration (Dharana) als sechste Stufe der Ashtanga Marga, des achtgliedrigen Yoga-Pfades. Die Dharna bereitet Yogis letzendlich auf die Meditation, das absolute Loslassen der Gedanken vor. Die guten alten Inder wurden zwar nicht vom Internet abgelenkt, so ganz bei der Sache waren sie aber offensichtlich auch nicht. Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, kann ich dir diesen Artikel bei yogaeasy ans Herz legen, der mir wirklich geholfen hat, das Konzept zu erfassen.
Högschde Konzentration – mit Yoga.
Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob meine Konzentrationsfähigkeit durch Yoga wirklich besser geworden ist. Das hat aber wohl auch damit zu tun, dass ich einen so genannten Kreativberuf habe, wo es ohnehin ganz gut ist, wenn man den Gedanken etwas Freiraum lässt. Und ehrlich gesagt „missbrauche“ ich meine Meditation auch manchmal, wenn auch unabsichtlich. Denn nach einer guten Yogasession mit anschließender Meditation habe ich regelmäßig diese „klaren Momente“, wo ich Dinge deutlich vor mir sehe, die vor der Klasse noch verschwommen bis unsichtbar waren. Da hilft mir mein Yoga dann irgendwie durch mein Unterbewusstsein fokussiert zu denken – wie auch immer das funktioniert. Ganz eindeutig hilfreich ist mir die Yogapraxis aber eine Ebene drüber: In den letzten Jahren spüre ich eine gewisse Ruhe einkehren, wo vorher Rast- und Planlosigkeit herrschten. Ich weiß, was ich will. Ich weiß, was ich nicht will. Und ich weiß, wohin ich gehöre und wo ich hinwill. Mit Kätzchen, Affen und allem Drum und Dran. Danke, Yoga. Namaste.
Fotos von der stets autofokussierten Liza Meinhof.