Volles Brett voraus – SUP-Yoga

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SUP-Optimal!

SUP-Yoga hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, sich in der Yogalandschaft (bzw. im Wasser dazwischen und außenrum) zu etablieren. Letztes Jahr habe ich mich zum ersten Mal in Berlin selbst auf ein Stand-Up-Paddleboard gewagt und hatte damals das Gefühl, etwas Megaprogressives zu tun und trendmäßig endlich mal ganz vorne mit dabei zu sein. Mittlerweile kann man in fast jeder Stadt eine Yogaklasse auf dem Brett besuchen oder zumindest ein SUP-Board ausleihen, um eine Runde zu drehen und eventuell ein paar Asanas zu probieren. Gut so. Und der Erfolg ist nachvollziehbar: Seit meiner Jungfernfahrt war ich selbst noch etliche Male „SUPen“ und habe mir vor Kurzem sogar ein eigenes Brett zugelegt. In München macht das durchaus Sinn: Surfen und alles was damit zusammenhängt, gehören hier zum guten Ton – sei es auf der Isar, dem Eisbach oder auf einem der wunderbaren Seen im Umland. Fernab jeder Küste sieht sich der Bayer als Surfdude und Beachbum, schon Zwöfjährige quälen sich nach der Schule in den Wetsuit und suchen die perfekte Welle.

Einfach SUPer.

Es hat viele Gründe, warum das SUP-Board so beliebt ist: Das Paddeln ist – im Gegensatz zum Surfen – einfach zu lernen, im Prinzip genügen dafür 30 Sekunden. Trotzdem hat man automatisch das Gefühl, 50% cooler zu sein, sobald man auch nur mit dem Paddel in der Hand irgendwo in der Nähe des Wassers rumsteht. “Hang loose” und so. Einmal auf dem Brett, lassen sich ansonsten unerreichbare Stellen auf dem Wasser erreichen und neue Perspektiven entdecken. Beim SUP-Yoga sieht man sich außerdem ganz neuen Herausforderungen gegenüber:

Gleichgewicht: Ein guter Stand ist das A und O, ohne Wellengang ist es aber wirklich schwierig, tatsächlich hinzufallen.

Strömung: Bei Ausfahrten auf dem Fluss nicht zu unterschätzen, flussaufwärts kann das ganz schön in die Muckis gehen.

Wind: Wie beim Beach-Yoga kann der Wind auch auf dem SUP-Board ein echter Spielverderber sein und dich rüde aus dem Kopfstand werfen.

Temperatur: Im Sommer ist die Sonneneinstrahlung ein Faktor, Sonnencreme und Kopfbedeckung sind Pflicht. Die Wassertemperatur kann ebenfalls herausfordern, die Isar ist – was das betrifft – ein Gebirgsfluss. Brrrrr.

Yogadude auf dem SUP-Board beim SUP-Yoga

Leinen los!

Ich habe lange überlegt, ob ich mir ein eigenes SUP-Board kaufe, man legt ja doch ein paar Euro hin für so ein Teil. Aber ich wollte unabhängig sein und es spontan oder auch im Camping-Urlaub nutzen können, also musste das Gerät her. Zum Glück konnte ich beim SUP Club Berlin ein gebrauchtes Board zu guten Konditionen bekommen, da war der Schmerz im Portemonnaie nicht ganz so groß.

Ahoi Shanti.

Beim SUP-Boarden ist ja schon der Weg quasi das Ziel. Je nachdem, wo man übt, kann man entweder vorher eine kleine Runde zum Aufwärmen drehen oder man startet einfach und sucht sich eine ruhige Stelle auf dem Wasser. Ich sehe das Paddeln schon als Teil meiner Yogapraxis, die gleichmäßige Bewegung hat wirklich etwas Meditatives und man muss schon konzentriert dabeibleiben, um nicht ins Wasser zu plumpsen. Die Asanas selbst sollte man dann so üben, wie man sie hinbekommt. Am Anfang empfiehlt es sich erst mal ein bisschen zu probieren, wie man auf dem schwankenden Untergrund zurechtkommt und ob man bei der ein oder anderen Haltung ein wenig variieren muss, um mehr Stabilität zu erreichen. Ich übe am liebsten diese Asanas beim SUP-Yoga:

Padmasana / Lotussitz

Yogadude auf dem SUP-Board beim SUP-Yoga – Padmasana / Lotus

Am Anfang setze ich mich erst mal hin (geht auch im normalen Schneidersitz) und komme auf dem Wasser an. Spüre die sanfte Bewegung und begrüße das Wasser unter mir. Wenn man auf dem Board die Augen schließt, fühlt sich alles noch intensiver an.

Adho Mukha Svasana / Abwärts schauender Hund

Yogadude auf dem SUP-Board beim SUP-Yoga – Downdog

Eine gute Übung, um erste Stabilität „auf See“ zu bekommen: Die vier Beine des Hundes halten dich fest auf dem Brett, durch den weiten Abstand zwischen Händen und Füßen kannst du eigentlich gar nicht umkippen.

Viabhadrasana I&II / Krieger I&II

Yogadude auf dem SUP-Board beim SUP-Yoga – Warrior I

Wer sich schon etwas sicherer fühlt, kann es wagen und vorsichtig aufstehen. Die beiden ersten Krieger sind schon eine richtige Herausforderung, je nach Wellengang und Wind. Tipp für Anfänger: Den Schritt nicht ganz so groß machen oder das hintere Knie auf dem Brett lassen.

Kakasana / Krähe

Yogadude auf dem SUP-Board beim SUP-Yoga – Bakasana / Krähe

Irgendwann habe ich die Krähe mal geknackt und ich liebe diese Haltung einfach. Sie ist zwar auch an Land schon eine Herausforderung, wenn man sie aber einmal gemeistert hat, gelingt sie auf dem Brett fast genauso.

Sirsana / Kopfstand

Yogadude auf dem SUP-Board beim SUP-Yoga – Sirsasana / Kopfstand

Egal, wie sicher deine Kopfstandpraxis ist: Beim SUP-Yoga solltest du für Sirsasana nicht wasserscheu sein. Wenn du diese Umkehrhaltung aber regelmäßig übst, bringst du sie auf dem Wasser auf ein neues Level, weil dein Kopf ja nur weniger Zentimeter über der Wasseroberfläche ist und du gewissermaßen eins wirst mit dem Ozean (oder dem Dorfweiher).

SUP-Yoga – Alle Mann an Deck!

Ich stehe ja traditionell auf eine eher athletische Praxis, deshalb ist SUP-Yoga für mich kein vollwertiger Ersatz für eine 90 Minuten-Klasse im Studio. Auf dem Board kann ich mich (noch) nicht so hemmungslos austoben, wie auf einer festen Matte. Aber es ist eine wunderbare Ergänzung und bringt etwas Abwechslung in den Yoga-Alltag. Nicht zuletzt durch das intensive Naturerlebnis und die Nähe zum eher ungewohnten Element Wasser. Bei mir kommt außerdem dazu, dass unser dreijähriger Sohn total verrückt nach dem Board ist und wir gerne zusammen eine Runde drehen (auch wenn ich ihn nur selten dazu bringe, mit mir Yoga zu üben). Und wer denkt, SUP-Yoga wäre nur etwas für den Sommer, sollte sich in den nächsten Wochen mal raus wagen und die goldenen Herbstfarben vom SUP-Board aus genießen. Vielleicht aber besser mit einem Wetsuit oder zumindest einem Sweatshirt. Namaste.

 

Wer in Berlin gerne mal auf dem SUP-Board Yoga üben will, kann das hier ausprobieren:

StandUpClub Berlin
Arena Berlin
Eichenstraße 4
12435 Berlin-Treptow
Eingang übers Badeschiff

http://www.standupclub.de

Fotos: Liza-Anneth Meinhof


One response to “Volles Brett voraus – SUP-Yoga”

  1. […] kann ich gerne verzichten. Auch als Yogi bin ich bekanntermaßen mehr der Sommertyp: Beach-Yoga, SUP-Yoga, Shorts und Flip-Flops entsprechen mehr meinem sonnigen Gemüt als kalte Füße und lange […]