Ganz schön hyggelig hier im Flachland.
Diese Woche darf ich das Copenhagen Yoga Festival besuchen, drei Tage Yoga-Action in einer der wunderbarsten Metropolen der Welt. Wobei Metropole ein irreführendes Wort ist: Kopenhagen ist mit seinen knapp 600.000 Einwohnern wohl die gechillteste Hauptstadt Europas. Nicht mal das dauerbekiffte Amsterdam strahlt eine solche Ruhe aus wie der ebenfalls von Wasserstraßen durchzogene und auf Inseln verteilte dänische Königssitz. Verlässt man Kopenhagen, um das dänische Umland zu erkunden, lernt man schnell: Das mit der Gemütlichkeit ist ein flächendeckendes Phänomen im (Lego-)Land der Schweinswurst und des Wikingerhelms. Die dänische Sprache klingt für mich noch immer recht interessant, so als versuche ein betrunkener Schwabe rückwärts zu sprechen. Aber für den kuscheligen Lebensstil der Dänen gibt es ein Wort, das mir in letzter Zeit immer wieder begegnet und das ich mir gut merken kann: Hygge.
Probier’s mal mit Gemütlichkeit.
Auch wenn ich ganz gut begreife, was Hygge ist, fällt es mir schwer es in (vorwärts gesprochene) Worte zu fassen. Hygge ist dieses Gefühl der Gemütlichkeit, Hygge steht für eine grundsätzlich herzliche Atmosphäre. Hugs and Kisses. Es bedeutet, die kleinen Dinge des Lebens genauso zu schätzen wie die großen. Und Hygge hat meistens auch was mit Essen und Trinken zu tun: Im Sommer sind das Picknicks und Grillabende, Festivals und Straßenfeste. Im Winter dann eher kuschelige Nächte mit langen Abendessen bei Kerzenschein, Kaminfeuer mit Decken und eventuell auch einem leckeren Heißgetränk auf der Couch. Das Ziel von Hygge? Den Stress einfach mal Stress sein lassen und so richtig runterkommen. Bei mir passiert Hygge meistens bei einem langen Campingurlaub oder in der magischen Woche zwischen Weihnachten und Neujahr. Und hoffentlich beim Copenhagen Yoga Festival.
Du bist nicht allein.
So richtig hyggelige Stimmung kommt allerdings nicht auf, wenn man alleine ist. Solo auf der Couch ist schon okay, aber nach spätestens drei Folgen „Game Of Thrones“ wird mir langweilig. Und Hygge heißt immer auch Zeit mit anderen zu verbringen und das finde ich das wirklich Schöne an diesem Konzept. In Zeiten von Handy, Chat und Dauerndunterwegssein ist gemeinsame Freizeit ein echter Luxus geworden. Und den sollten wir uns viel häufiger gönnen. Wir treffen uns immer für „Termine“, gehen zusammen Essen, Trinken, ins Kino oder zum Yoga. Aber einfach mal zusammen abhängen wie wir es als Teenager gemacht haben? Fehlanzeige. Interessanterweise helfen mir unsere kleinen Kinder meine Hygge (wieder) zu finden: Wenn man lange Stunden im Schwimmbad oder auf dem Spielplatz verbringt, entschleunigt das schon.
Hygge kann mehr als Yoga.
Als Yogi habe ich auch zuerst gedacht: „Hygge ist was für Nogis (Nicht-Yogis). Ich bin doch mega entspannt.“ Aber Hygge ist anders. Hygge hat keinen Plan wie eine 90-Minuten-Klasse oder eine geführte Mediation. Hygge geht auch nicht alleine mal schnell zwischendurch, wenn die Kinder endlich schlafen. Hygge ist ein Dauerzustand, etwas, was man kultivieren muss. Und für uns berufstätige Erwachsene gehört Hygge damit leider doch wieder in den Terminkalender. Sich mal frei nehmen, ohne den ganzen Urlaub durchgeplant zu haben. Mit Freunden oder der Familie ein paar Tage wegfahren und gemütlich zusammen Kochen und endlich wieder Karten spielen. Das ist das Leben, das sind die schönen Momente, die am Ende bei uns bleiben. Nach dem Yoga fühle ich mich wunderbar, bin mit mir selbst im Reinen und habe neue Kraft geschöpft. Aber an meinem Verhältnis anderen gegenüber, an der engen Verbindung, die zwischen uns und denen, die uns wichtig sind, besteht, ändert das erst mal wenig. Da schlägt der hyggelige Esstisch meine olle Yogamatte.
Hygge kann man kaufen.
Wie alle schönen Dinge gibt es natürlich auch Hygge schon in Tüten zum Vorzugspreis für zuhause. Ich meine, IKEA hat diese Woche wieder einen ganzen Katalog damit bei uns im Briefkasten hinterlassen. Dazu gibt es jede Menge bunte Bilder und Beiträge von allen möglichen anderen Marken, die gerne über unsere Sehnsucht nach einem erfüllten Leben ihre Produkte verkaufen möchten. Als professioneller Werbe-Fuzzi weiß ich das. Aber das allerallerbeste an Hygge ist: Es ist kostenlos, du bezahlst lediglich mit deiner Zeit dafür. Doch eigentlich investierst du diese Zeit nur und machst sie mit Hygge ein bisschen wertvoller. Und da ist der Hype aus Dänemark dann doch wieder genau wie Yoga. Namaste.
PS: Wie bei allen tollen Sachen (Currywurst, Zahnseide, Backpapierzuschnitte) beanspruchen neben den Dänen ungefähr sieben andere Nationen die Hygge für sich. Ich finde aber, dass es überhaupt nicht hyggelig ist, sich darüber zu streiten.
1 Jahr hygge frei Haus gewinnen!
Kennst du schon das Magazin hygge – Einfach glücklich sein? Darin geht es alle zwei Monate rund um hyggelige Themen, die nächste Ausgabe erscheint am 13. September. Gemeinsam mit dem Magazin verlost der YOGADUDE ein Jahresabo, alle Infos dazu gibt es am 25.8.2017 auf Facebook.
Die Fotos wurden an einem gemütlichen, sonnigen Sommertag von Liza Meinhof gemacht, mit dabei waren unser kleines Baby und was Leckeres zu trinken.
One response to “Was Yoga mit dir macht – Deine Hygge”
[…] Highlight des Tages – Abhängen Obwohl es bei Yogafestivals keinen Kater (außer vielleicht etwas Muskelkater) gibt, den es zu pflegen gilt, habe ich den Rest des Tages nicht mehr viel unternommen. Eigentlich habe ich sogar nur die Sonne und die tolle Festival-Atmosphäre genossen und mich bei diversen Bechern Kaffee mit netten Yogis unterhalten. Ein hyggeliger Tag. […]