Yoga vs. Evolution – die Entschlüsselung des yogischen Genoms

Rot? Gelb? Oder Grün?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es – seit ich diesen Blog betreibe – ständig irgendwer oder -was gewählt wird: Kaffee mit oder ohne Milch (Kuh/Reis/Mandel/Soja, kalt/warm, aufgeschäumt, vollfett/mager oder koffein- und zuckerfrei), die passende Leggings für eine Hochzeitsfeier, Münchens neuer Super-Blog oder einfach nur eines von 2.876 Yogastudios, die man mit der Urban Fit Club Super Discount App Karte besuchen könnte, wenn man nur die Zeit dazu hätte. Ach so, und da war ja noch was, wofür oder wogegen ich mich entscheiden muss: Gewählt wird alle paar Jahre auch der Bundes-, Land- und – diesen Sonntag – der Europatag (oder wie das heißt). Auch wenn ich zur Gruppe der Politikverdrossenen gehöre und lange Zeit gar nicht mehr an der Urne war, nutze ich mein Wahlrecht seit einigen Jahren wieder regelmäßig. Weil ich allerdings glaube, dass alle Politiker verlogene (hier bitte in Gedanken ein schlimmes Wort deiner Wahl einfügen) sind, habe ich keine Favoriten und nutze zur Meinungsfindung den Wahl-O-Mat. Und um meine Politikverdrossenheit komplett zu machen, wurde der in dieser Woche von einem Gericht einkassiert, weil er kleinere Parteien benachteiligt. Danke, Demokratie! Ich bin dann mal weg in meiner Yoga-Bubble.

Gentechnik – nein, danke?

Zum Glück habe ich aber den verbotenen Wahl-O-Maten noch benutzt, bevor er vom Netz genommen wurde. Hehe! Ich will aber auch niemanden benachteiligen. Und deshalb recherchiere ich jetzt nochmal, ob es nicht doch eine kleinere Partei gibt, die meine Wünsche besser repräsentiert als diejenige, dir mir der Wahl-Roboter empfohlen hat. Ein wichtiges (Aus-)wahlkriterium für mich: Gentechnik. Die sollte meiner Meinung nach – vor allem in der Landwirtschaft – stark kontrolliert bis verboten werden. Ich weiß, für einen Yogi ist das nicht die kreativste Einstellung dazu. Wir Ökobiohofladenvegangutmenschen wollen einfach nicht, dass jemand an unserem Erbgut herummanipuliert. Dabei sollten gerade wir diesbezüglich den Ball besser mal ganz flach halten. Denn jetzt, wo wir quasi täglich mehr Mattenkrieger sind, greifen wir aktiv in die Evolution und damit in den Lauf der Natur ein. Man mag Gentechnik nicht mögen, aber an Genetik muss man glauben. Und wenn es nach der geht, sehen unsere Kinder und Enkel in Zukunft ganz schön anders aus als wir.

So verändert dein Yoga dein Erbgut:

Mehr Gelenke

Weil du jeden Tag viele Stunden im Lotussitz verbringst, werden deine Nachkommen höchstwahrscheinlich an jedem Bein zwei oder drei Kniegelenke haben. Das ist praktisch fürs Yoga, aber teuer, wenn du Sportarten wie Inline-Skating (Knieschützer!) betreibst.

Lauter Atem

Dein respiratorisches System (Atemorgane) wird sich mit der Zeit dem dauerhaften Ujjayi-Atem anpassen und so an deine Kinder und deren Kinder weitergegeben. Toll für die Asana-Praxis, eher unangenehm im Kino oder bei Beerdigungen („Ich bin den Vater, Luke.“)

Neue Muskeln

Jeder kennt es: Nach einer gewissen Anzahl Liegestützen ist es auch mal genug. Aber Mutter Natur wird deine Erben auch hier unterstützen: Mit dem Chaturanga-Muskel, der sich – wie eine Art massiver Wagenheber aus Fleisch – um deinen Trizeps schmiegt. Sieht super aus im Muscle Shirt, nervt aber unter Umständen, wenn du durch enge Türen gehen willst.

Ausgeleierte Gliedmaßen

Das Problem haben wir alle: Vom Dehnen und Strecken sind unsere Yogi-Sehnen und -Faszien derart flexibel, dass wir langsam aber sicher unsere Form verlieren. Die schlechte Nachricht: Auch das gibst du an deine Kinder weiter. Eher nicht so schön, wenn du versuchst, länger als fünf Sekunden aufrecht zu stehen. Aber toll, wenn du als Schlangenmensch oder Kaminkehrer arbeitest.

Wärmere Füße

Als guter Yogi bist du eigentlich das ganze Jahr über barfuß unterwegs, klar. Und die Natur passt sich da ganz natürlich an: Irgendwie wird sie dafür sorgen, dass kommende Generationen immer warme Füße haben werden. Voll cool, wenn es über besser Durchblutung o.ä. passiert. Voll Panne, wenn plötzlich auch noch Haare auf den Fußsohlen wachsen.

Du hast mal wieder die Wahl.

Es ist ja nicht so, dass die Evolution nur unseren Körper verändert. Auch der Verstand des Menschen hat sich in den letzten Jahrmillionen verändert. Und das tut er immer noch. (Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob unsere Spezies diesbezüglich den Entwicklungshöhepunkt nicht schon hinter sich hat.) Auch wenn der unmittelbare Effekt deines Denkens und Handelns auf deine Nachfahren nicht unbedingt genetisch messbar ist, gucken sich deine Kinder einiges bei dir ab. Und das ist eine große Verantwortung: Sie werden viel in ihr Leben mitnehmen, von dem, was du ihnen vorlebst. Und sie werden noch lange auf diesem Planeten leben und atmen, nachdem du dich in Richtung Wiedergeburt verabschiedet hast. Dein Verhalten trägt maßgeblich dazu bei, wie sich deine Babys später mal durchs Leben boxen werden. Also sei dir dessen bitte bewusst, auch wenn du diesen Sonntag wählen gehst. Gentechnik hin oder her, es geht mal wieder um unsere Zukunft. Namaste.

PS: Die Politik ist ein gefährliches Pflaster, auch wenn man nur in einem Yogablog darüber schreibt. Deshalb unterstütze ich öffentlich keine Partei, bin aber ausdrücklich gegen alles, was irgendwie braun ist und/oder Koks-und-Nutten-Politik betreibt.

Fotos: Liza „Mendel’sche Erbenszählerin“ Meinhof