Mein Leben mit Yoga – Bundestagswahl 2017

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Alle (vier) Jahre wieder.

Obwohl schon wieder Lebkuchen in den Supermarktregalen darauf warten, sich als schützende Schicht an unsere Hüfte zu heften, ist von Weihnachtsstimmung zum Glück noch nicht viel zu spüren. Dafür macht sich eine ganz andere Stimmung in den letzten Wochen breit: Wahlkampf bzw. ein Wahlkämpfchen. Es sind tatsächlich schon wieder vier Jahre vergangen seit wir das letzte Mal Angela Merkel zur Obermutti der Nation wählen durften. Und was für Jahre: Flüchtlinge machten sich auf den lebensgefährlichen Weg zu uns. Schurken rund um den Globus gefährdeten unsere Sicherheit. Und das Wetter war auch nur so mittel. Danke, Merkel! Immerhin haben wir am 24.09.2017 die Chance, jemanden zu wählen, der die Sachen endlich in den Griff bekommt. Oder?

Yogis haben keine Stimme.

Ich bin nicht nur überzeugter Yogi, sondern auch frustrierter Urnengänger. Aber streng genommen dürfte ich als Yogi sowieso nicht zur Wahl gehen, weil keine der Parteien Yoga im Grundgesetz verankern will oder sich zumindest bedingungslos für den Verzicht auf Gewalt einsetzt. Immerhin tauchte auf meinem Briefwahlbogen in diesem Jahr die V-Partei auf, die für Veränderung, Vegetarier und Veganer gerade stehen will. Die kommt uns Mattenturnern mit ihrem Programm wohl noch am ehesten entgegen, laut Prognose ist ein X beim V momentan aber wohl Stimmenverschwendung, weil die fleischlosen Veränderer nie und nimmer in den Bundestag einziehen werden. Also wählt man wohl am besten wie immer das kleinste Übel.

Irgendwas mit drei Buchstaben oder einer Farbe?

Da ich mittlerweile schon zum sechsten Mal mein bürgerliches Wahlrecht ausüben darf, weiß ich, dass man eigentlich nie mit dem Ergebnis zufrieden ist. Rot oder Schwarz schenken sich schon lange nichts mehr, das sind alles Bedienstete der Lobbyverbände mit besten Verbindungen zur Wirtschaft und leider recht wenig Kontakt zum Durchschnitt. Auch die Grünen haben – als endlich ihre Stunde gekommen war – außer einem kaum durchschaubaren Einwegpfand nicht viel auf die Kette bekommen. Aber ganz egal, wie episch die „Big Player“ versagen, es ist immer noch besser, als sich vier Jahre lang das sinnbefreite Geschwätz der braunkarierten Alternative reinzuziehen. Deshalb wählen wir dann lieber noch mal die Bundesmama ins Kanzleramt, als den arischen Nachwuchsdiktatoren eine bessere Prozentquote zu gönnen. „Wer nicht wählt, wählt rechts.“ – noch immer der beste Wahlkampf-Slogan der Großen Koalition. Lieber Stillstand als Totalausfall. Dabei wäre es nur konsequent, wenn die Yoga-Nazis auch braun wählen.

Darum sollten Yogis unbedingt rechts wählen:

1. Wir sind gerne unter uns
Yogis tun immer so weltoffen – in manchen Studios hat man aber das Gefühl, um Zugang zu einem VIP-Bereich zu betteln (und dafür 18 Euro pro Stunde zu bezahlen).

2. Wir tragen Uniform
Wir lieben unsere Yoga-Uniformen: Der Dienstgrad lässt sich ganz leicht am Marken-Label erkennen.

3. Wir sind intolerant
Regelmäßig weisen wir andere auf ihr Fehlverhalten hin: Nogis (Nicht-Yogis), Fleischfresser, Dummschwätzer. Don’t tell me how to live!

4. Wir betreiben einen Führerkult
Unsere (spirituellen) Führer? Die Gesichter, die wir vorne auf dem Altar anbeten.

5. Wir tragen das Hakenkreuz
Die Swastika wird nicht nur in Teilen Sachsens (Sorry!) sondern auch im Hinduismus als Glücksbringer verehrt. Noch Fragen?

Einmal was anderes als die Beine kreuzen.

Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben und WAR NATÜRLICH NUR SPASS! Aber der kleine Seitenhieb auf die ultrakonservativen Yoga-Extremisten musste mal sein. Man kann das Ganze auch mal so locker nehmen, wie es ist. Also mit dem Yoga. Mit der Wahl ist es eine andere Sache, da gibt es keine Ausreden. Eigentlich ist es erst mal egal, welcher der halbwegs normal denkenden Parteien man sein „Like“ schenkt. Hauptsache man bekommt den Arsch von der Matte und erfüllt seine Pflicht. Sonst macht das nämlich jemand anderes für einen und der macht das vielleicht nicht so gut. Deshalb diesen Sonntag nicht vergessen: Erst Wählen, dann Yoga. Namaste.

 

Fotos: Liza-Anneth Meinhof.