Yoga ist wieder da – aber irgendwas ist anders

6 weeks gone.

Erinnerst du dich? Wie es als Kind war, nach sechs langen Wochen Sommerferien zurück in die Schule zu kommen? Irgendwie war alles ein bisschen anders als vorher., weil man so viel erlebt hatte. Im Urlaub, im Zeltlager oder im Freibad oder beim Ferienjob. So ähnlich wie wir als Kinder damals muss sich Yoga heute fühlen. Schließlich war die „ordentliche“ Yogapraxis, wie wir sie mal gewöhnt waren, rekordverdächtige 1,5 Jahre in den Ferien. Okay, so richtig weg war Yoga nie. Aber aus Sicht eines Yogalehrenden und Studiobetreibers kann man auch nicht davon sprechen, dass wir uns regelmäßig und intensiv gesehen haben seit März 2020. Wie auch immer: die Studios füllen sich aktuell so langsam wieder (Nimm das, Insolvenzgericht!) und die ersten Yogafestivals finden auch wieder statt. (Achtung Werbung!) Im November zum Beispiel die München Yoga Conference, wo ich selbst auch unterrichten darf und mit SHIVA SHIVA YOGA einen kleinen Stand haben werde.

Echt jetzt?

Nach den Sommerferien beginnt naturgemäß das neue Schuljahr. Und nach der Pandemie beginnt traditionell (jede Tradition muss einen Anfang haben) der Yogaalltag wieder. Doch, so wie die Schulkinder mehr oder weniger stark verändert ins Klassenzimmer schlurften, so finden wir als Yogis den Weg auf die Matte in mehr oder weniger transformiertem Zustand.

Gekommen um zu bleiben

Man kann es lieben oder hassen: Online-Yoga ist gekommen um zu bleiben und wird fester Teil des Angebots der Studios und Lehrenden bleiben. Auch, wenn man (wie ich) kein großer Fan davon ist. Viele Yogi:nis schätzen es einfach, nicht ins Studio fahren zu müssen und sparen so Zeit und Nerven (und in München ein nicht unerhebliches Risiko, auf dem Radl von einem SUV plattgemacht zu werden). Dazu kommt, dass noch lange nicht alle im Impfgegner/Querdenker-Epizentrum Germany geimpft oder genesen sind. Und für die ungelösten bleibt das Virus nach wie vor eine Bedrohung.

Home is where my mat is

Und meine Blöcke, mein Yogagurt und überhaupt alles andere, was man braucht, um im heimischen Wohnzimmer dein Yogastudio zu simulieren. Die Online-Yogis haben aufgerüstet und sich so ziemlich alles an Ausrüstung und Zubehör angeschafft, was die gängigen Yoga-Online-Shops hergeben. Das sieht man auch als Yogalehrender: Wer sich todesmutig wieder ins Studio wagt, hat nicht selten den großen Rucksack dabei, um das ganze mitgebrachte Equipment zu transportieren.

Schlimmer als Tinder

Eine weitere interessante Entwicklung: Die Treue zu den Yogastudios und Lehrenden ist nicht mehr so stark wie vor Corona. („Ich dachte wir wären Freunde.“) Vermutlich haben sich viele Yogi:nis durch den Online-Unterricht daran gewöhnt, öfter mal neue Studios und Yogalehrende auszuprobieren. Und bleiben jetzt auch beim Offline-Unterricht dabei. An sich aber eine gute Entwicklung, denn Konkurrenz belebt auch das Yoga-Geschäft…

Please allow me to introduce myself

Offensichtlich haben etliche Menschen die Zeit der Krise genutzt, um ein Yoga Teacher Training zu absolvieren. In vielen Fällen natürlich online. Persönlich finde ich es schön, dass so viele Menschen diesen Weg wählen – raus aus der Job-Maschine, rein in einen Beruf, der hoffentlich erfüllender ist als die Maloche im Büro. Wo die ganzen frisch gebackenen Lehrer:innen am Ende unterrichten sollen, weiß ich allerdings auch nicht. Für mein Studio SHIVA SHIVA YOGA trudelt mindestens eine Initiativbewerbung pro Woche per E-Mail bei mir ein…

Jenseits der Körperarbeit

Der vielleicht schönste Effekt von Lockdown und Co.: Das Interesse an spirituellen Themen und Meditationstechniken ist gestiegen. Das höre ich auch von anderen Lehreren, aber auch ich selbst biete in meinem Studio nun auch eine reine Meditationsklasse (Montagabend) an, die dankbar angenommen wird. Wenn es das ist, was die Menschheit daraus macht, Monate lang weggesperrt zu sein – lock me up again!

Immerhin sind wir noch zusammen.

Erinnerst du dich? Als Jugendliche hat sich bei uns während der Sommerferien gerne auch mal der Beziehungsstatus geändert. Und wer eine Yogalehrerausbildung gemacht hat, weiß, dass diese auch nicht von allen Paaren intakt überstanden wird. Was die Corona-Beziehungspause beim Yoga betrifft: Die haben offensichtlich viele gut hinter sich gebracht, auch wenn sie sich Dynamik und Intensität etwas verändert haben (siehe oben). Ich freue jedenfalls auf den Neustart meiner kleinen Dreiecksbeziehung aus Yogalehrer, Studiobetreiber und natürlich Yogablogger, bin zuversichtlich und voller Elan für meine Yogaprojekte und die eigene Praxis. Und natürlich bin ich auch schon gespannt, was die nächsten Sommerferien bringen. Namaste. 

PS: Wie hat dein Yoga sich mit Corona verändert?

Fotos: Liza „Ich muss weg!“ Meinhof