Das Yogawort zum Sonntag – Hausschuhe 

Einmal ist keinmal.

Wow, das muss Rekord sein: Dieses Jahr stand ich gleich auf vier Firmenweihnachtsfeiern auf der Gästeliste. Anfangs war ich gar nicht so begeistert von der Vorstellung, innerhalb von acht Tagen gleich vier Mal zum fröhlichen Beisammensein zu kommen. Obwohl ich mich auf jeder einzelnen dieser Partys auf tolle Menschen freuen durfte. Aber gleich so oft in so kurzer Zeit? Das ist sogar einem harmoniebedürftigen Superyogi wie mir etwas zu viel des Guten. Weil ich aber niemanden enttäuschen wollte, nahm ich schließlich alle Einladungen an und machte vorab – wo das verlangt wurde – brav mein Kreuzchen bei Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Goodbye Besinnlichkeit, Hallo Partymarathon.

Ein Job ist kein Job.

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich mein Leben organisiere. Schließlich habe ich nicht nur einen, sondern gleich drei Jobs: Ich bin Yogalehrer, Blogger und freiberuflicher Texter/Konzepter. Ganz nebenbei bin ich außerdem noch Familienvater und Musiker und manchmal sogar der Typ, der einfach seine Ruhe haben will. Also, wie organisiere ich das alles? Eigentlich fast gar nicht. Ich lasse das meiste einfach auf mich zukommen. Dabei achte ich aber immer darauf, noch genügend Zeit für die Familie zu haben (falls es so etwas wie „genügend Zeit für die Familie“ überhaupt gibt). Und erstaunlicherweise funktioniert das immer noch ganz gut. Wenn einer der drei Jobs etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, spare ich die Zeit einfach bei einer meiner anderen Tätigkeiten wieder ein. Eine einfache Rechnung, die in der Praxis natürlich nicht so einfach umzusetzen ist. Aber als ich nur einen Job hatte, kam mir mein Leben wesentlich hektischer vor. Und von der Familie hat man unter der Woche auch nicht so viel, wenn man um 19:30 Uhr aus der Werbeagentur nach Hause gehetzt kommt.

Ein Life ist kein Life.

In dem Zusammenhang habe ich diese Woche beim Lesen eines Buchs einen interessanten Denkanstoß bekommen: Das Konzept der viel gepriesenen Work-Life-Balance geht davon aus, dass Work und Life zwei unterschiedliche Dinge sind, die man im richtigen Verhältnis mischen muss. Dabei ist die Arbeit ja streng genommen ein fester Teil unseres Lebens. In einem Vollzeitjob verbringt man immerhin mehr Lebenszeit mit den Kollegen als mit der eigenen Familie (wenn man den Nachtschlaf abzieht). Ich denke, es sollte deshalb nicht Work-Life-Balance, sondern Work-Bullshit-Balance heißen. Mein persönliches Rezept dafür ist es, drei Jobs gleichzeitig zu haben. Und jeder einzelne davon gibt mir etwas: Als Yogalehrer kann ich anderen Menschen etwas Gutes tun, als Werbedude habe ich einen spannenden Kreativjob, den ich wirklich gerne mache. Und warum ich den Blog betreibe, weiß ich selbst noch immer nicht genau – es hat aber therapeutische Wirkung auf mich und außerdem macht es einen Heidenspaß. Das Ergebnis? Viel Work, wenig Bullshit. Und ganz viel Life.

Ein Win ist kein Win.

Ein schöner Aspekt meines dreigeteilten Berufslebens ist die Tatsache, dass jeder meiner Jobs von den beiden anderen profitiert. Der Yogalehrer lernt bei den Recherchen für den Blog und profitiert vom Marketing-Know-how des Werbers. Der Blogger ist als Werbetexter ein routinierter Schreiber und findet im Yogaunterricht immer neue Themen. Und der Agentur-Fuzzi kann sich beim Yoga entspannen und im Blog endlich mal schreiben, was er will. Eine klassische Win-Win-Win-Situation (würde ich in Job Nr. 3 wahrscheinlich sagen). Vielen fällt es schwer, Yoga und „die andere Arbeit“ unter einen Hut zu bringen und auch bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich meinen Weg gefunden hatte. Und manchmal gibt es dabei ziemlich starke Überschneidungen: Für eine Agentur arbeite ich als freier Texter und einmal pro Woche noch als persönlicher Yogalehrer fürs Team. In einer anderen unterrichtet eine Kollegin ebenfalls Yoga, das Studio befindet sich sogar im selben Gebäude wie das Büro. Trennschärfe? Nein Danke.

Eine Sache bleibt.

Ich fasse zusammen: Work und Life sind dasselbe und meine drei Jobs kuscheln sich harmonisch aneinander. Keine Hektik, kein Stress, keine Probleme. Fast denn natürlich klingt das alles entspannter, als es am Ende ist. Aber trotzdem: Bei so viel Friedefreudeeierkuchen wollte ich keine meiner vier Weihnachtsfeuern absagen. Doch plötzlich steht man als dreigespaltene Persönlichkeit dann doch vor einer großen Herausforderung: Was soll ich bloß anziehen? Durch meine Arbeit im Yogastudio oder zuhause bin ich klamottenmäßig ja etwas verwöhnt (versaut?): Schlabberpulli, Männer-Leggings und ganz, ganz selten mal Schuhe. So gehe ich aber sicher nicht auf eine Firmenweihnachtssause. In den guten Hochzeits- und Beerdingungsanzug zwänge ich mich dafür aber auch nicht, also wurde es irgendwas dazwischen (das Hemd hatte immerhin einen Kragen). Auch als Yogadude zieht man sich ab und zu mal „ordentliche“ Klamotten an. Das einzige, was mich auf den Partys massiv genervt hat, waren die geschlossenen Winterschuhe. Auf die könnte ich in geschlossenen Räumen mittlerweile gerne auch bei der Büroarbeit verzichten. Und damit bin ich scheinbar nicht alleine: Die Gastgeber von Weihnachtsfeier Nr. 4 haben die Problematik erkannt uns allen Mitarbeitern in diesem Jahr offizielle Büro-Pantoffeln geschenkt. Eine geile Idee. Und supergut für die Work-Wohlfühl-Balance. Vielen Dank und Namaste.