Advent, Advent.
Okay, ich hatte es mir mal wieder fest vorgenommen: Dieser Beitrag sollte eigentlich davon handeln, wie die Adventszeit und Weihnachten komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Als Zeit der Besinnlichkeit, Zeit der Ruhe. Ich wollte mich darüber auslassen, dass es eigentlich die Tage sind, in denen wir auf die Geburt von Gottes Sohn warten. Wenn ich mir diese Situation mal in der Indischen Mythologie vorstelle: Unbefleckte Empfängnis, Weise aus dem Morgenland und ein ganzer Stall voller Viecher, versammelt um ein klitzekleines Baby! Da steckt so viel drin. Und was machen wir damit? Wir bewegen uns ab dem „Black Friday“ mit Vollgas in Richtung Dispo anstatt besinnlich auf die Ankunft des Herrn auf Erden zu warten. Genau darüber wollte ich mich auslassen: Weihnachten als Konsumanlass. Aber dann dachte ich mir: Das Problem ist längst bekannt und den meisten auch egal. Und außerdem kann man diesen Artikel ab nächsten Sonntag sicher wieder in fünf anderen Blogs mindestens genauso gut nachlesen, eventuell sogar noch besser. Also schreibe ich lieber über etwas Anderes – nämlich über nicht weniger als das ultimativ-yogische Weihnachtsgeschenk.
Panik unter Palmen.
Vor etwa vier bis fünf Wochen traf mich in meinem Traumurlaub in Portugal fast der Schlag. Per WhatsApp kam die erste Anfrage bezüglich der Planung von Weihnachtsgeschenken. Mir wäre fast mein veganes Yogi-Bier in den Sand gefallen, so überrascht war ich. Jetzt schon? Wirklich? Waaaaaas? Dabei habe ich erst mal kein Problem damit, dass man die Sache mit den Geschenken vorher abspricht. Denn noch schlimmer als den ganzen Shopping-Wahnsinn finde ich die Umtauschorgie ab dem 27. Dezember. (Fun Fact aus München: Der Recyclinghof hat an diesem Tag verlängerte Öffnungszeiten.) Und bei den Geschenken für unsere Kinder habe ich auch gerne ein Wörtchen mitzureden (zu groß!/zu laut!/zu pink!). Aber dass mich dieses Thema mehr als zwei Monate lang beschäftigen soll, schien mir dann doch etwas überproportioniert. Immerhin saß ich in der Badehose am Strand und war nicht nur mental weit entfernt von Glühwein und Weihnachtsgeschenken.
Ist es am Ende nur ein Scheinheiligenschein?
Der aufmerksame Leser wird sich jetzt denken, ich soll endlich mal meine heuchlerische Fr…e halten. Black Friday Rabatt gab es beim YOGADUDE ebenfalls für seine T-Shirts und irgendwie sind da immer wieder auch Beiträge mit eindeutiger Produktwerbung im Blog. Was soll das antikapitalistische Gesülze also? Es geht mir nicht darum, dass Konsum böse und Produkte doof sind. Es geht mir darum, dass Produkte nicht unbedingt die besten Geschenke sind. Mit meinen süßen 40 Jahren bin ich mir zum Beispiel sicher, dass Gesundheit das größte Geschenk ist. Also wirklich, das ist nicht so selbstverständlich und wer schon mal richtig krank war, wird mir zustimmen. Gesundheit kann man aber leider nicht wirklich weitergeben. Doch es gibt etwas, was wir ganz einfach verschenken können und was 1.000 Mal wertvoller ist als das neue iPhone oder dieses hammerkrasse Geschenk, dass meine Frau dieses Jahr von mir bekommt (es macht sie wahnsinnig, wenn sie nicht weiß was es ist. Und sie weiß es nicht!).
Ein Geschenk, so kostbar wie das Leben.
Das beste Geschenk, das man meiner Meinung nach machen kann ist… Zeit. Zeit ist mega-exklusiv, sie ist einmalig und sie wird mit jeder Sekunde knapper. Und das Beste: Sie ist so verdammt einfach zu verschenken. Ich jammere ja hin und wieder, wie stressig mein Leben ist – aber dadurch weiß ich den wahren Wert meiner Zeit auch zu schätzen. Und verschenke sie so gerne. Meinen Brüdern habe ich zu ihren Geburtstagen dieses Jahr zum Beispiel Konzertkarten geschenkt und wir hatten kürzlich einen super Abend zusammen. Konzerttickets habe ich in der Vergangenheit schon ein paar Mal unter den Weihnachtsbaum gelegt, da habe ich ja auch selbst was davon, wenn ich mitgehe. Und es gab auch schon mal kurze Reisen, früher zu zweit, heute auch mal mit den Eltern und Geschwistern. Meinen Kindern schenke ich ganz besonders viel meiner Zeit, die haben sie nämlich verdient und ich will so wenig ihrer Zeit wie möglich verpassen. Es ist so einfach, Zeit zu verschenken – und man muss sie nicht mal hübsch verpacken. Allerdings kann man Zeit auch nicht kaufen, jeder hat eine bestimmte Menge davon in seinem Leben und alles, was man davon verschenkt, fehlt am Ende wieder für andere Dinge. Also sollte man seine Zeit wohlüberlegt und ganz bewusst dosiert verschenken.
Ist das für mich?
Und weil wir es gerade schon von Stress und Zeitknappheit hatten – bei den ganzen Stundenpräsenten sollten wir nicht vergessen, uns selbst auch etwas davon übrig zu lassen. Es ist wichtig, dass wir uns nicht ausschließlich nur um anderen kümmern und man darf sich (nicht nur zu Weihnachten) auch mal selbst beschenken. Das ist nicht nur esoterisches Blabla, sondern richtig wichtig für unseren Geist. Wir Yogis legen immer so viel Wert auf Achtsamkeit und Entschleunigung, da sollten wir auch danach leben. Ganz besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit, wo alle zu Weihnachtsfeiern und Glühweinmärkten hetzen und Geschenke horten und Plätzchen backen. Schenk dir Zeit für ein gutes Buch. Zeit für ein Nickerchen. Nimm dir ein paar Stunden extra für deine Kinder. Und meditiere ein wenig oder geh zum Yoga. Denn wenn es dir gut geht und du ganz bei dir selbst bist, ist deine Zeit auch ein richtig tolles Geschenk. Namaste.
PS: Weil Zeit alleine auch nicht glücklich macht, verlose ich in den nächsten Wochen bis Heiligabend ein paar schöne materielle Geschenke auf meiner Facebook-Seite.
Fotos: Liza Meinhof