Auf einem Bein steht man schlecht.
Diesen Spruch hört man zwar relativ oft in Eckkneipen und Vereinsheimen, eher selten aber von geübten Yogis. Wir stehen ja ganz gerne auf einem Bein (Krieger 3 etc.) – weswegen man uns oft auch vorwirft, etwas einseitig zu denken. Yoga und Yoga machen noch lange keine spannende Abendunterhaltung. Zum Glück sind die meisten Yogis keine Yoga-Profis, sondern Amateure und die machen auch noch was Anderes, über das es sich (meistens) zu reden lohnt. Weil ich mich aber mit Vollgas auf dem Weg zum Yogalehrer befinde, hatte ich beschlossen, den vergangenen Monat in erster Linie dem Yoga zu widmen. Mein persönlicher #yovember.
Große Klappe, nix dahinter?
Eines gleich vorab: Ja, ich habe den Mund mal wieder ganz schön weit aufgerissen. Als ich beschlossen habe 30 Tage lang täglich Yoga zu praktizieren, meine Ausbildung zum Yogalehrer zu beginnen und – weil das nicht genügte – auch noch meinen Körper ein wenig zu entgiften. Aber im Nachhinein war das ganz gut so: Meine vollmundige Ankündigung hier im Blog hat mir geholfen, mich jeden Tag zu motivieren. Denn auch wenn es nicht mehr viel gibt, was mir peinlich ist – diese Blöße wollte ich mir dann doch nicht geben. Und so habe ich es (mehr oder weniger) durchgezogen:
Challenge #1 : 30 Tage Detox.
Was habe ich getan?
Ich faste eigentlich jedes Jahr vor Ostern und verzichte in dieser Zeit auf Alkohol und jegliches Zuckerzeug. Dieses Jahr hatte ich (aus Gründen) das Bedürfnis, im November eine zweite Fastenzeit einzulegen.
Was hat es mit mir gemacht?
Obwohl ich als berufstätiger Familienvater nicht unbedingt zu den professionellen Kampftrinkern gehöre, gibt es bei mir doch regelmäßig ein “Erwachsenen-Getränk”. Immerhin lebe ich in der Weltbierhauptstadt. Der Alkoholentzug hatte bei mir gleich mehrere Effekte: Ich kam morgens besser aus dem Bett, fühlte mich insgesamt belastbarer und habe gemerkt, dass andere Leute nach dem dritten Bier nicht mehr ganz bei sich sind. So konsequent ich bei der Nicht-Sauferei war, so schlampig war ich aber mit dem Schokoladenverzicht. Den musste ich leider abbrechen, weil unser Bäcker die wahrscheinlich besten Lebkuchen der Welt produziert. Trotzdem habe ich (wohl wegen des nicht getrunkenen Bieres) zwei, drei Kilo abgenommen – was vor Weihnachten nicht die schlechteste Ausgangslage ist.
Wie geht es weiter?
Mein erster Alkohol nach der Pause war ein Glühwein, der mir noch während des Trinkens krasse Kopfschmerzen bescherte. Von dem her wird das mit diesem Drink wohl keine Liebesbeziehung mehr. So konzentriere ich mich auf mein geliebtes Giesinger Bier und natürlich diese unglaublichen Lebkuchen.
Challenge #2: Yoga Teacher Training.
Was habe ich getan?
Nach all den Jahren ging es im #yovember endlich auch wieder zur Schule: Das erste lange Wochenende meines Yoga Teacher Trainings stand auf dem Programm!
Was hat es mit mir gemacht?
Im Rückblick waren es nicht unbedingt die Dinge, die ich gelernt habe, die mich am meisten beeinflusst haben, sondern die Dinge, die ich in den letzten Wochen selbst ausprobiert habe: Das fängt an mit den freaky-yogischen Reinigungsritualen, bei denen die Nasennebenhöhlen, die Haut und die Zunge sauber gehalten werden. Die Sache mit dem Nasenkännchen (man schüttet sich Salzwasser in ein Nasenloch und – Überraschung! – es kommt zum anderen wieder raus) hat mich nicht unbedingt beeindruckt, aber die Hautbürste fühlt sich morgens eigentlich ganz schön an. Der Zungenreiniger hat allerdings nur ein einziges Mal seinen Weg in meine Mundhöhle gefunden – es gibt wohl nichts auf der Welt, was mich so schnell zum Erbrechen bringt (nicht mal Glühwein).
Wie geht es weiter?
Zuerst mal geht es dieses Wochenende mit der Yogalehrerausbildung weiter und ich bin gespannt, was auf dem Programm steht. Eine meiner Hausaufgaben war es, täglich zu meditieren und das habe ich durchgezogen. Und auch wenn das gerade gefühlt alle predigen: Es ist der Hammer und jeder sollte das machen. Hinsetzen und Innehalten, zehn Minuten genügen, um dein Leben zu verändern. Ich stecke noch mitten im Prozess, aber es tut sich was in meiner Birne. Ich liebe es!
Challenge #3: Yoga every damn day.
Was habe ich getan?
Kurz gesagt: Ich habe jeden Tag Yoga praktiziert. Mal länger, mal kürzer – mal im Studio, mal zuhause.
Was hat es mit mir gemacht?
Zu allererst war ich im #yovember wohl so oft im Yogastudio wie noch nie. Und ich habe die Gelegenheit genutzt, um mir mal wieder ein paar neue Yogaschulen anzuschauen. Die tägliche Praxis hat sich dann auch körperlich bemerkbar gemacht. Gefühlt habe ich jetzt mehr Kraft als noch vor ein paar Wochen, allerdings zwickt und zieht es manchmal auch an der ein oder anderen Stelle. Ist es das Alter? Naja, egal. Yoga ist und bleibt ein hartes Workout, auch wenn ich an manchen Tagen „nur“ die Magic 10 geübt habe.
Wie geht es weiter?
Ich mag es, Yoga in meinen täglichen Alltag zu integrieren und bisher bin ich auch im Dezember dabeigeblieben, einmal am Tag auf die Matte zu gehen. Die Herausforderung dabei: Jeden Tag mit Leidenschaft üben, sonst ist die Praxis nicht mehr als eine Turnstunde.
Das Leben ist ein Fluss
Und er hat viele Biegungen. Weil ich freiberuflich arbeite, gibt es Zeiten, in denen ich viel Energie in mein Yoga stecken kann. Dann kommen allerdings wieder Zeiten, in denen der Job (und natürlich die Familie) wirklich viel von mir verlangen und ich leider kein Vollzeitspiritueller sein kann. Ich käme mit einer Ernährung aus kosmischer Energie (und ein paar Gläsern Bier) zurecht, meine Kinder sind aber eher quengelig, wenn es wieder nur Licht und Liebe zum Abendessen gibt. Also gehe ich arbeiten und das mache ich eigentlich auch ganz gerne. Ändern kann ich es sowieso nicht und wenn ich viel Zeit habe, gibt es bei mir eben wieder viel Yoga. Wenn ich meine Zeit für andere Dinge brauche, bin ich eben seltener auf der Matte und freu mich drauf, wenn es wieder mehr wird. Das ist mein persönliches Learning aus diesem #yovember, mein eigener Weg als Yogi: Kein Tag ist wie der andere und niemand ist ein Roboter. Also stehe ich mal auf dem rechten Bein, mal auf dem linken und dann wieder auf allen beiden. Auf der Matte und mitten im Leben akzeptiere ich es, wie es gerade ist. Im #yovember, #yocember, #yanuar, #febyoar und auch noch danach. Namaste.
Hinweis: URBAN SPORTS CLUB hat mich für den Yovember freundlicherweise mit einer Mitgliedschaft ausgestattet und mir so den kostenlosen Besuch verschiedener Yogastudios ermöglicht. Dieser Beitrag gehört dadurch auch zur Kategorie: Bezahlte Werbung.
Fotos: Liza Meinhof
One response to “Yoga auf dem nächsten Level – so hart war mein #yovember”
[…] meine intensivierte Yogapraxis im #yovember haben sich doch tatsächlich ein paar Muckis angesammelt. Für jemanden, der im Schulsport fast […]