Mein erstes Mal – Metal Yoga

Was ich schon immer mal sagen wollte.

Also, wie geht das jetzt am besten? Es ist nämlich so… okay, dann, also wie immer: Ich hasse Klugscheißer! Ich denke sogar, dass niemand Klugscheißer mag. Diese Leute, die alles ganz besonders gut wissen. Und dieses immense Wissen bei jeder sich bietenden Gelegenheit demonstrieren müssen. Bitte nicht falsch verstehen: Ich stehe auf gebildete Menschen und Intelligenz finde ich auch irgendwie sexy. Und ich lasse mich auch gerne verbessern, wenn ich mal falsch liege (ist ja nicht sooo selten). Aber man muss doch nicht immer und überall pausenlos die Person sein, die alles noch ein kleines bisschen besser weiß als andere. Nicht, um das Wissen anderer zu relativieren, sondern um irgendwem irgendwas zu beweisen. Nein, ich mag Klugscheißer wirklich nicht besonders. Und leider gibt es eine ganze Menge von denen – zumindest im Internet (und beim Yoga). Man hat ja so langsam das Gefühl, immer und überall von absoluten Vollprofis umgeben zu sein. Und selbst nur noch bei den Amateuren auf der Bank zu sitzen.

Exkurs: Eine Liebeserklärung.

Normalerweise bin ich ja als absolute Frohnatur bekannt. Ich umarme das Leben selbst in Zeiten wie diesen, in denen ein rätselhaftes Virus droht, uns alle dahin zu raffen (und ich Depp hatte als Kind Angst vor der nuklearen Apokalypse). Aber nicht mal Yogalehrer finden alles toll (eigentlich sind wir sogar dafür bekannt, alles außerhalb unserer Yoga-Bubble kacke oder zumindest irrelevant zu finden). Doch es gibt Dinge, die ich voller Hingabe liebe und die mich fast mein ganzes Leben lang geformt und schließlich zu dem gemacht haben, was ich heute bin: Sand unter den Füßen und Sonne im Gesicht. Meine Badische Heimat und den zugehörigen Dialekt. Und den Klang verzerrter Gitarren, harter Drum-Beats und aggressiver Stimmen. Heavy Metal höre ich schon seit der Grundschule. Zuerst passiv, weil mein älterer Bruder im benachbarten Kinderzimmer Iron Maiden, Accept und Manowar in voller Lautstärke laufen ließ und häufig auch dazu Bass(gitarre) übte. Dann äußerst aktiv, als ich mir heimlich seine Kassetten schnappte und zu den knallharten Klängen der 80er Luftgitarre übte. Heavy Fucking Metal war die Musik, die uns von unseren Eltern unterschied. Und von den meisten anderen Kindern in der Schulklasse. Metal war da für mich als ich erwachsen wurde, mich verliebte, mich im Jugendzentrum betrank, als Teenager mit meinen Eltern in einem Wohnmobil Urlaub machte. Ich betäubte mich mit lautem Metal als meine Oma starb, meine diversen Liebschaften in die Brüche gingen, mir die Schule/das Studium/der Job endlos auf den Zeiger gingen. Und Heavy Metal war der Grund, warum ich mir (ebenfalls aus dem Zimmer meines Bruders) eine Gitarre nahm, und einige Jahre ernsthaft versucht habe, Rockstar zu werden. Heavy Metal, ich liebe dich. Ich habe dich schon immer geliebt und ich werde dich immer lieben. Hail Satan!

Erde an Yogadude: Runterkommen, bitte.

Ja, manchmal geht es dann doch mit mir durch. Und noch während ich den vorherigen Absatz tippte, hoffte ich inständig, dass dies mein 666. YOGADUDE-Blogbeitrag ist (ist es natürlich noch lange nicht). Wie verdammt cool wäre das denn gewesen, bitte? Aber nein, zurück zum Thema: Und das Thema dieses Beitrags ist (Achtung, Einzähler: 1, 2, 3, 4, 5, 666:)  Metal Yoga. Also Yoga zu Heavy Metal-Klängen. Eine ganz besondere Sorte Klugscheißer (s.o.) könnte jetzt behaupten, dass Yoga und Metal nichts miteinander zu tun haben können. Schließlich ist in den alten Schriften nichts davon zu finden. Und eigentlich ist Metal auch ein bisschen zu laut, wenn man auf dem Weg zur Erleuchtung seine innere Mitte sucht. Und – Moment – ist Heavy Metal mit dem ganzen schwarzen Leder und den Tieropfern überhaupt vegan? Ich hingegen – ganz der ewige Optimist – finde ja, das Metal und Yoga bei der Geburt getrennte Brüder sind. Die kultische Verehrung von Halbgöttern mit lustigen Namen. Die knallengen Hosen. Und das Wissen, Teil einer Gemeinschaft abseits des Mainstreams zu sein. Metal und Yoga gehören zusammen, das ist Fakt. Und wer es hier mal wieder besser weiß, hat die meditative Wirkung eines Double-Bass-Beats noch nicht erfahren.

Der lang ersehnte Plattenvertrag.

Auf meinen Plattenvertrag werde ich wohl noch lange warten. (Es gibt ja auch fast keine Platten mehr, eventuell heißt so ein Deal heutzutage auch ganz anders?) Aber trotzdem habe ich mit Metal Yoga endlich ein Projekt für eine richtige, echte Plattenfirma realisiert. Über die gute Charlotte von Schwarzes Yoga kam ich in Kontakt mit Warner Music, die zusammen mit dem Merch- und Klamotten-Urgestein EMP zusammen eine Reihe von Metal Yoga Clips produzieren wollte. Weil man mich für geeignet hielt (endlich waren die ganzen Tattoos mal für was gut), hatten wir schnell einen Termin gefunden: Mitten in der so genannten Corona-Krise fuhr ich nach Köln, um zwei Tage lang zu drehen. Wie eigentlich immer hatte ich natürlich zugesagt, ohne mir groß Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Und wie eigentlich immer ging am Ende trotzdem alles ganz gut. Hier die Kurzversion meines Metal Yoga-Ausflugs:

  • Ich habe an zwei Tagen zwölf verschiedene Metal Yoga Sessions gedreht.
  • Ich hatte an diesen zwei Tagen (im kältesten März ever) keine Heizung – weder in meinem Appartement, noch am Set.
  • Ich hatte am zweiten Tag nach dem Aufwachen das Gefühl, im Körper eines 80-jährigen Grubenarbeiters zu stecken.
  • Ich hatte den wahrscheinlich lustigsten Tankstellenbesuch meines Lebens. (Der Dialog wird höchstwahrscheinlich beim nächsten Karneval eine große Nummer.)
  • Ich habe mich kurzzeitig einem Fremden weniger als 1,50 Meter genähert und damit das zeitgemäße Adäquat zum Teilen einer zufällig gefundenen Heroinspritze auf dem Boden einer Bahnhofstoilette erlebt.
  • Ich war nach zwei Tagen mit lauter Musik fast taub und habe auf der Rückfahrt erst nach ca. 300 km gemerkt, dass das Radio läuft.
  • Ich habe meinen ersten professionellen Video-Dreh hinter mir und mich als eigentlich eher kamerascheues Geschöpf ganz gut geschlagen (finde ich).

Was – schon vorbei?

Ach ja, das erste Mal. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir so war, aber bei mir war es viel zu schnell vorbei. Also das erste Mal am Filmset, hihihi. Zwar habe ich noch immer keinen Plattenvertrag (Warner hat versehentlich die falschen Leute zum Dreh geschickt und keiner von denen wollte mich singen hören), aber ich habe in einem Projekt zwei Dinge vereint, die mir wirklich viel bedeuten. Als Klugscheißer findet man in den Yoga-Sessions sicherlich ein paar Ungereimtheiten (aus yogischer Sicht) und irgendwie ist Metal Yoga am Ende eben auch nur Yoga zu anderer Musik mit ein paar spaßigen Metal-Einlagen. Aber irgendwie ist es auch mal wieder mehr als das: Denn mit Metal Yoga erreichen wir Yogis viele aufgeschlossene, intelligente, freundliche und hilfsbereite Menschen, die mit Yoga sonst vielleicht nie in Berührung gekommen wären. Denn genau das sind die meisten Metalheads meiner Erfahrung nach. Sicher gibt es unter denen auch ein paar Klugscheißer (insbesondere im IT-Bereich). Aber am Ende ist Metal Yoga kein Klamauk in schwarzen T-Shirts, sondern eine weitere tolle Möglichkeit, „Yoga für alle“ tatsächlich zu leben. laut. Rock’n’Roll und Namaste!

Hier geht es zur ersten Folge EMP Metal Yoga auf YouTube.

Und hier gibt es alle Metal Yoga Tracks auf Spotify:

Fotos: Warner Music Germany