Bevor du komplett durchdrehst – Yoga für den Kopf

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Dieses Gefühl.

Wahrscheinlich ist es anatomisch betrachtet gar nicht möglich, aber das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder. Das Gefühl, dass dein Schädel explodiert. Einfach so platzt, der ganze Kopf. Vielleicht gleichzeitig in alle Richtungen oder direkt nach oben – wie bei einem Topf voller Popcorn, bei dem sich der Deckel löst und in den Himmel schießt wie eine Popcorn-angetriebene Rakete. Weißt du was ich meine? Zuerst fängt es vielleicht mit einem unangenehmen Gefühl in den Tiefen deines Hutständers an und es steigert sich dann nach und nach zu einem unerträglichen Druck. Und irgendwann bist du an einem Punkt, an dem du denkst: Von mir aus soll die Kugel doch bersten, Hauptsache dieser verdammte Druck ist endlich weg! Dasselbe Phänomen, dass es auch bei Zahnschmerzen gibt, wo du dir ernsthaft überlegst, dir den schmerzenden Zahn selbst mit der rostigen Rohrzange und einem guten Schluck Wodka aus der Flasche zu entfernen. Oder aber: Du wachst auf und auf einmal ist es da, dieses Gefühl, dass ein vorbeiflatternder Schmetterling an deinem Scheitel genügen würde, der Physik ihren Lauf zu lassen. So von null auf hundert quasi. Gerade war noch alles in Ordnung und jetzt öffnest du die Augen und wünschst dir, du hättest noch ewig weitergeschlafen. 

Auweia.

Man soll ja nicht automatisch von sich selbst auf andere schließen, aber ich denke (hoffe), dass ich mit dieser Erfahrung nicht alleine bin. Früher kam diese Mein-Kopf-platzt-gleich-Phobie in erster Linie dann vor, wenn ich für eine Statistik-Klausur lernen musste. Oder eine Flasche Lebkuchenlikör bei 32 Grad im Schatten genossen habe (ist wirklich passiert). Oder nach einem langen Wochenende in Amsterdam, bevor ich die wunderbaren Yogastudios dort für mich entdeckt habe. Heute – im vorangeschrittenen Alter und als Familienvater – hat es ganz andere Gründe, wenn ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht: Wenn beide Kinder gleichzeitig mit schlechter Laune aufwachen und Hunger haben und vielleicht sogar ein bisschen krank sind. Oder wenn wir mit acht Gepäckstücken plus Kinderwagen versuchen, von zu Hause zum Flughafen zu kommen. Oder – jetzt ganz neu – wenn ich mich im neuen Yogastudio simultan um den Yogaunterricht, das Marketing, die Abrechnungen mit Lehrern und Geschäftspartnern kümmere und dabei noch jeden Tag saubermache, das Geschirr spüle und dafür sorge, dass noch genügend Klopapier da ist. Ich liebe es!

Yogipreneure haben’s auch nicht leicht.

Vor einiger Zeit habe ich meinen Lehrer Patrick Broome für sein berufliches Gesamtkonzept gewürdigt. Er hat es geschafft, in seinem Job die folgenden Dinge zu vereinen:

1. Lange Haare
2. Jogginghose
3. Barfuß
4. Macht sein eigenes Ding 
5. Kann während der Arbeitszeit kostenlos DFB-Länderspiele im Stadion gucken

Mittlerweile darf mich mir ein bisschen selbst auf die Schultern klopfen, weil ich – zumindest in diesen fünf Punkten – schon selbst einiges erreichen konnte. (Darüber, dass Patrick ca. 1.000 Mal mehr Erfahrung hat als ich und Bücher geschrieben hat und überhaupt, muss ich hier wohl nicht viel schreiben).

1. Lange Haare habe ich schon lange nicht mehr (weil sie mir an der Stirn ganz fies ausgehen und das irgendwie bekloppt aussehen würde, wenn sie dazu noch lang wären).
2. Auch wenn ich mehr der Leggings-Typ bin, sieht man mich im Alltag jetzt meistens in der Joggingbuxe.
3. Barfuß bin ich auch bei der Arbeit, klar.
4. Mein eigenes Ding mache ich eigentlich schon immer – jetzt aber mit SHIVA SHIVA YOGA noch mehr als je zuvor.
5. Kostenlos Fußball gucken kann ich leider nicht bei der Arbeit, aber immerhin bin ich der offizielle Yogalehrer einer Landtagsfraktion (die hier nicht genannt wird) und komme kostenlos in den Landtag (toll!).

Was ich in meinen Lobhudeleien auf den Beruf des Yogipreneurs damals ganz vergessen habe, ist allerdings dieser Punkt:

6. Ich kann während der Arbeitszeit ganz oft Yogaklassen besuchen – und muss nicht mal was dafür bezahlen (also streng genommen schon, denn ich bezahle ja die LehrerInnen).

Das ist wirklich, wirklich schön. In den letzten Wochen hatte ich so viel Praxis wie schon lange nicht mehr, weil ich alle neuen LehrerInnen bei SHIVA SHIVA besuchen will, um an ihrem Unterricht teilzunehmen. Und so ist es auch gekommen, dass ich diese Woche das erste Mal beim Rücken-Yoga war.

Yoga für den Rücken?

Noch vor gar nicht so langer Zeit hätte ich gesagt, dass Rücken-Yoga irgendwie nach Rentner-Gymnastik klingt. Jetzt bin ich zum Glück (zumindest ein bisschen) schlauer und (mehr als ein bisschen) älter und weiß, dass so ein Rücken ganz schön viel Zuneigung braucht, damit er ein Leben lang funktioniert. Mir hat der Umbaustress im neuen Yogastudio ganz schön zugesetzt und das spüre ich jetzt in meinem eigenen Rücken. Und in meinem Kopf. Seit ich Anfang September mit dem Studioausbau losgelegt habe, steht buchstäblich alles Kopf in meinem Leben. Und während anderen Yogis für einen Perspektivwechsel in den Kopfstand aufsteigen, genügt es bei mir, mich mal ruhig hinzusetzen, durchatmen und meinem Körper etwas Gutes zu tun. Einatmen. Kopf leeren. Ausatmen. Und genau das habe ich diese Woche gemacht. Beim Rücken-Yoga mit Wolfgang.

 

Für den Kopf.

Das war eigentlich wie ganz normales Yoga, aber irgendwie auch nicht. Der Fokus lag naturgemäß auf dem Rücken und alle Bewegungen waren sehr achtsam und besonders sorgfältig angeleitet. Man merkt Wolfgang seine Erfahrung und das Spezialwissen rund um den Rücken in jeder Sekunde seines Unterrichts an. Und nach der Klasse ging ich gefühlte 5 cm größer und 5 Grad besser aufgerichteter aus dem Studio. Ein schönes Gefühl. Ein noch besseres Gefühl hatte ich allerdings in meinem Kopf. Da war nämlich so gut wie gar kein Druck mehr, der Deckel saß fest wie selten in den letzten Wochen auf dem Top oben drauf. Was mir das sagt? Einiges. Zum Beispiel, dass niemand im Moment besser spürt, dass Yoga in erster Linie für den Kopf sein sollte als für den Rest des Körpers. Natürlich brauche ich auch mein Yoga für den Rücken. Und vielleicht auch mal für meinen Bauch oder die Beinrückseiten oder die Füße. Aber diese Klasse war eine schöne Erinnerung zum richtigen Zeitpunkt, dass Yoga so viel mehr ist als ein nettes Workouts. Und ebenfalls nicht vergessen: Auch wenn Yoga am Ende sogar gut ist für den Knackpopo, ist es niemals für den Arsch. Namaste.

Fotos: Liza „Ich geh jetzt auch zu SHIVA SHIVA YOGA“ Meinhof