Oh wie schön!
Bis letzte Woche war ich mit Kind und Kegel in Elternzeit an der Algarve. Das klingt jetzt erst mal äußerst spektakulär, der größte Luxus daran war aber tatsächlich die Zeit, die ich dort mit meinen Kindern verbringen konnte. Ansonsten war es eher ein langer Urlaub auf Sparflamme: Nebensaison, Billigflieger, Selbstverpflegung. Allerdings gab es in unserer Appartement-Anlage einen kleinen Pool, den nicht nur unser Sohn spannend fand. Weil er nachts beleuchtet wurde, machte er richtig was her und in unseren Köpfen war das eine interessante Location für ein kleines Yogadude-Fotoshooting. Unterwasseryoga, das hatten wir bisher noch nicht. Die Idee war einfach wie genial: Sobald beide Kinder schlafen, schleichen wir uns mit dem Babyphone und der Kamera nach draußen, ich hüpfe ins Wasser, verbiege mich ein bisschen und meine Frau hält das Ganze in krassen Bildern fest. Bam!
Von der Realität eingeholt.
Wie es leider immer so ist mit genialen Plänen, kam natürlich alles anders. Kinder spüren nämlich instinktiv, wenn man abends noch was Cooles machen will und wehren sich mit schier unmenschlichen Kräften dagegen, auch nur länger als eine Hundertstelsekunde die Augen zu schließen, geschweige denn, friedlich einzuschlafen. Aber nach ein paar Abenden – wir hatten schon fast aufgegeben – war es dann soweit: Ruhe im Schlafzimmer. Also ab an den Pool und rein ins Wasser. Doch da wurden uns erst die richtigen Herausforderungen des Unterwasseryoga bewusst.
Top 3 Fails beim Unterwasseryoga:
- Ende Oktober ist es sogar in Portugal nachts kalt. Vor allem im Pool.
- Es ist eigentlich unmöglich, unter Wasser eine Asana länger als eine halbe Sekunde zu halten (Stichwort: Auftrieb).
- Die Wasseroberfläche wird durch das Gehampel im Wasser orkanähnlich aufgewühlt.
Problem Nummer 1 habe ich ignoriert und mir warme Gedanken gemacht. Problem Nummer 2 war da schon drastischer: Sobald man sich im Wasser nicht bewegt, sieht man auf Fotos aus wie eine Wasserleiche, die mit verrenkten Gliedmaßen knapp unter der Oberfläche treibt. Und das Hauptproblem war die Sache mit der Wasseroberfläche: Durch die Wellen wurde das Motiv (also ich) total verzerrt und es hatte nichts Friedliches mehr an sich. Und so richtig erkennen ließ sich auf den Bildern eigentlich auch nichts mehr. Das war dann wohl leider nichts mit dem Shooting. Dafür ist in meinem Kopf ein schönes Bild entstanden.
Blick unter die Oberfläche.
Yogis sehen beim Üben immer so ruhig und entspannt aus. Sind sie aber in Wirklichkeit gar nicht. Denn was man von außen sieht, ist nur die Oberfläche. Innendrin aber tobt ein Kampf: Gegen die Schwerkraft. Gegen unser Ego. Und gegen die störenden Gedanken. Mit unserer Yogapraxis brechen wir die glatte Oberfläche auf und wirbeln darunter manchmal ganz schön hohe Wellen auf. Hoch und runter, alles einmal durchrühren und noch mal richtig schütteln. Nicht nur den Körper, sondern vor allem den Geist. Und in dem ganzen Getöse plantschen wir dann durch unsere Asanas, rudern mit allen Gliedmaßen, suchen mit aller Kraft Balance und sicheren Halt. Und erst wenn wir es schaffen, die Wellen in unserem Innern zu beruhigen, erst wenn wir sicher auf dem Boden stehen, erst dann kann sich die Oberfläche wieder glätten und eine wunderbare, leuchtende Ruhe ausstrahlen. Nicht nur unter Wasser. Namaste.
PS: Zum Shooting sind war dann tagsüber nochmal mit den Kindern zum Pool, da hatten dann alle was davon.
Fotos: Liza Meinhof
2 responses to “Extrem-Yoga – Unter Wasser”
Sehr treffend beschrieben alles….wie schön die Elternzeit in Portugal zu verbringen….liebe Grüße von noch Unbekannt aber Portugiesin…
Obrigado Betina 🙏🏻🙏🏻🙏🏻