Yogadude on the Road – Yogafamilia Ettlingen 2019

Dreimal eidetoniert!

Es ist 1996, meine Freundin ist weg und bräunt sich… Nein, ganz so war es dann doch nicht. Meine Freundin war 1996 zwar wirklich fast schon Geschichte, aber in die Südsee ist sie damals nicht vor mir geflohen. Ich war da leider auch noch nicht. Stattdessen war das Jahr 96 bei mir geprägt von drei Einschlägen:

1. Mein Kinn schlug bei einem Fahrradunfall auf dem Straßenbelag ein (bleibende Narbe), weil ich wohl etwas zu viel getrunken hatte (Rettichfest Forchheim).

2. Um ein Haar hätte die Faust eines Fremden in meinem Gesicht eingeschlagen, als es bei einem Spiel der Fußball-EM Ärger gab (Altstadtfest Durlach).

3. Oliver Bierhoffs Schuss schlug im tschechischen Tor ein und Deutschland wurde damit Europameister (Public Viewing: Straßenfest Bietigheim).

Ja, festlich ging es zu im Jahre 96, das lässt sich nicht abstreiten. Und – jetzt schließt sich der Kreis dieser Einleitung, die mal wieder gar nichts mit Yoga zu tun hat – 1996 habe ich auch Abitur gemacht (Leistungskurse Technik und Englisch, Schnitt 3,2 – es wurde bereits darüber berichtet). Und zwar im wunderschönen Ettlingen, wo ich letztes Wochenende die Yogafamilia besuchen durfte.

So isch’s halt bei uns.

Ettlingen ist sowieso schon an Idylle fast nicht zu übertreffen. Letzten Samstag hat es sich aber von seiner allerbesten Seite gezeigt: Die Sonne schien, wir fanden gleich einen Parkplatz und auf dem Weg von dort zur Schlossgartenhalle dachte ich irgendwann: Seit 1996 hat sich hier wirklich überhaupt nichts verändert! Ich war in der Zwischenzeit schon regelmäßig dort gewesen, aber erst jetzt ist mir bewusst geworden, dass in diesem netten kleinen Städtchen offensichtlich die Zeit stehen geblieben ist: Dieselben Läden, dieselben Marktstände und dieselben Gesichter (die bestimmt dasselbe über mich denken). Untermalt vom selben, wunderbaren Dialekt meiner sonnenverwöhnten Heimatregion. Hach – einmal wieder 19 sein. Doch eine Sache hat sich hier grundlegend verändert: Ettlingen, beziehungsweise der ganze Raum Karlsruhe, hat eine äußerst dynamische und stark wachsende Yoga-Community bekommen.

Was isch des jetzt?

Schon bei meinen Festival-Yoga-Auftritten bei DAS FEST in Karlsruhe ist mir aufgefallen, dass sich hier einiges tut. So viele tolle YogalehrerInnen, immer neue Studios, Popup-Yoga im Schlossgarten und und und. Yoga ist angekommen im Badischen und es fühlt sich offensichtlich ganz wohl hier. Und deshalb hat die Yogafamilia nicht nur eine Daseinsberechtigung, sondern sie war längst überfällig. Mittlerweile zum dritten Mal gab es in Ettlingen die geballte Ladung Yogaklassen, Workshops, Meditationen und Vorträge. Neben den lokalen Lehrerinnen und Studios hat man – quasi als Headline – Percy Shakti und meine Wenigkeit eingeladen. Für mich war das eine Riesennummer, aber man wollte wohl auf Nummer Sicher gehen und jemanden haben, der sich im ortsüblichen Dialekt verständigen kann. Meine „Echte Männer“-Klasse (nur teilweise in Badisch gehalten) hat dann auch richtig viel Spaß gemacht – mitten im beeindruckenden Rittersaal des Ettlingen Schlosses unter einem gigantischen Kronleuchter. Das kann schon was.

Da isch was los!

Wenn du selbst unterrichtest und an jeder Ecke Freunde und Bekannte triffst, kommst du auf einem Yogafestival leider nicht groß zum Yoga üben. Trotzdem habe ich es geschafft, immerhin eine Klasse zu besuchen, bei der wir ca. 100 neue Wege fanden, unsere Wirbelsäule zu bewegen. Spannend! Und ich habe mir beim Plaudern auch Zeit genommen, das kulinarische Angebot zu testen (hervorragend!) und mir die Marktstände in Ruhe anzuschauen. Das gab es dann auch wirklich alles von Thermomix-Smoothies bis zum Stand des Ettlinger Hallenbades, wo mittlerweile auch Yoga angeboten wird. Und so ganz uneigennützig habe ich den Nachmittag auch genutzt, um für das Yogaangebot bei DAS FEST im nächsten Juli ein paar supernette Yogalehrerinnen an Bord zu holen. Ich freue mich schon jetzt auf die Verstärkung fürs FEST-Yoga 2020!

Schee war’s!

Was ich an der Yogafamilia eigentlich am meisten mag, ist der treffende Name: Es geht hier wirklich richtig familiär zu. Für mich ist so ein Besuch in der alten Heimat immer auch ein Besuch bei meinen Eltern. Und wenn ich da bin, habe ich manchmal auch das Gefühl, dass sich nichts verändert hat. Dann bin ich in vieler Hinsicht wieder Kind und alles ist wie vor 1996. Und weil es jetzt schon wieder um Veränderungen geht: Die Yogafamilia steht für mich auch ganz stark für den stetigen Wandel, der vor der Tür der Schlossgartenhalle so gar nicht zu spüren ist. Als eine der jüngeren Yogamessen probiert sie sich an vielen Stellen noch aus. Und auch das macht den Charme der Yogafamilia mit aus: Sie kann Dinge machen, die den „etablierten“ Festivals so gar nicht mehr möglich sind. Und sich so jedes Jahr ein Stück weit neu erfinden. Ich bin schon sehr gespannt, was man sich für 2020 ausdenken wird. Der Zeitraum wurde zumindest schon mal auf zwei Tage verlängert… Namaste.

YogaFamilia
28.11. und 29.11.2020
Schlossgartenhalle Ettlingen
www.yogafamilia.de

Fotos: Yogadude / Lovely Moments