Vorlegen statt Vornehmen.
Was, schon wieder ein Jahr fast vorbei? Höchste Zeit, meine guten Vorsätze für 2019 rauszukramen und eventuell auf der Zielgeraden doch noch einzuhalten. Was ich dieses Jahr unbedingt machen wollte, liest sich erstmal recht unspektakulär:
- Mehr Fahrrad fahren
- Weniger Flugreisen machen
- Bewusster einkaufen
- Nett sein
- Mehr meditieren
Ich lasse jetzt einfach mal offen, welche dieser Punkte ich wie erfolgreich umgesetzt habe. Gute Vorsätze sind ja keine Competition. Stattdessen will ich lieber nochmal zusammenfassen, womit ich zusätzlich dieses Jahr noch meine Zeit verbracht habe:
- Mein erstes Retreat gerockt
- Eigenes Yogastudio eröffnet
- Erstes Mal auf einer Yoga-Konferenz unterrichtet
Ja, ich bin ein bisschen stolz auf das, was 2019 bei mir in Sachen Yoga geschehen ist. So kann es im kommenden Jahr gerne weiter gehen auf der Yogamatte. Dafür gibt es aber auch ein paar Sachen, die ich 2020 nicht mehr unbedingt brauche. Privat gab es ein paar Vorkommnisse, auf die ich gerne verzichtet hätte. Und es gibt auch ein paar Sätze, die ich gerne schon ab sofort nicht mehr hören oder lesen möchte – weil sie mich einfach nur noch nerven. Hier ein paar Beispiele:
„Yoga ist viel mehr als Asanas“
Ja, ich spreche auch oft von Yoga, wenn ich eigentlich Mattengymnastik meine. Und es ist mir bewusst, dass zum Pfad des Yoga mehr gehört als stramme Muckis und bewegliche Gliedmaßen. Aber in den alten Schriften steht sicher auch irgendwo, dass Klugscheißer niemals den Zustand der Erleuchtung erreichen werden. Und Klugscheißer mag sowieso niemand.
„In deinem Blog geht’s ja nur um Kommerz.“
Das ist so leider nicht ganz richtig. Ja, ich mache Werbung in meinem Blog (ist ja auch mein Blog) und bekomme manchmal sogar Geld dafür. Dafür sind meine Artikel eben kostenlos verfügbar und ich leg beim Yogadude finanziell nicht drauf. Wenn du mehr als Kommerz willst, komm doch in eine meiner Yogaklassen (da gibt’s manchmal sogar mehr als Asanas).
„Wie kannst du dafür Werbung machen? Diese Marke gehört doch zu einem bösen Konzern.“
Ja, mir ist bekannt, dass nicht alle Produkte in kleinen Manufakturen mit Begeisterung von Idealisten hergestellt werden. Mir ist aber auch bekannt, dass mir diese Botschaft immer wieder mit von Kindern zusammengeschraubten Geräten in einem von der CIA überwachten Sozialen Netzwerk überbracht wird. Passt nicht ganz zusammen, finde ich.
„Du kannst doch essen, was du willst.”
Damit wird manchmal auf die Tatsache angespielt, dass ich ja jeden Tag „Sport treibe“ und deshalb unendlich viele Kalorien verbrate. Tatsächlich ist meine Ernährung als Yogalehrer aber stark eingeschränkt: Wann ist mein Mittagessen, wenn ich um 12:30 unterrichte? Davor oder danach? Und wann habe ich einen Tag ohne Unterricht, damit ich mal wieder hemmungslos viel Knoblauch essen kann? Und darf ich tierische Produkte mit ins Yogastudio bringen? Oder Alkohol trinken, bevor ich unterrichte? Es ist kompliziert.
„Du hast es ja einfach, du bist ja auch der Yogadude.“
Das höre ich immer noch regelmäßig. Klar, ich habe als Yogalehrer einen gewissen Vorteil davon, dass ich über den Blog mega berühmt bin und so viele tolle Menschen kennengelernt habe. Aber es war auch ganz schön aufwändig, an diesen Punkt zu kommen – ich wurde ja nicht als Yogadude geboren. Wenn du es also auch gerne „einfach“ haben willst, starte doch deinen eigenen Blog und zieh das mal 3,5 Jahre durch.
„Wenn der Mond im dritten Quartanzil zum Beckenbodenchakra steht, spüre ich ganz deutlich, wie mein Protokarma feinstofflich in Richtung Samadhi diffundiert.“
Wenn du – wie ich – nicht in einer Eso-Familie hineingeboren wurdest und ein eher unerfahrener Yogalehrer bist, weißt du vielleicht noch nicht, welchen Quartz du dir an welchem Tag unter deinen Küchenschrank legen musst, damit deine Verdauung synchron zu den Sonneneruptionen läuft. Deshalb schätze ich es unter dem beliebten „Yoga für alle“-Aspekt sehr, wenn wir versuchen uns auf Augenhöhe (nicht Drittesaugenhöhe) unterhalten. Danke.
„Du bist doch immer so entspannt.“
Weil Yoga entspannend ist. Tatsächlich wäre ich wesentlich entspannter im nächsten Jahr ohne diese immer gleichen Kommentare 🙂
Irgendjemand findet immer scheiße, was du tust.
Eine wichtige Lektion, die ich meinen Kindern mitgeben will ist: Es gibt immer jemanden, der dich kacke findet. Du kannst der beste Mensch der Welt sein und trotzdem wird dich jemand hassen. Frag doch mal Greta Thunberg. Deshalb stehe ich auch eigentlich über dem nervigen Geschwätz anderer. Wenn dir mein Krempel nicht passt, schau doch woanders hin. Keiner muss sich das hier wirklich antun. Und dem Rest sage ich: Vielen lieben Dank für eure Treue und Unterstützung. Dieses Jahr war für mich persönlich irgendwo zwischen „Ich lebe meinen Traum“ und „Holt mich endlich raus aus dieser Hölle“. Ich hatte von allem ein bisschen zu viel und freue mich schon jetzt auf die kleine Winterpause, bevor der Yogazirkus im nächsten Jahr wieder weiter zieht. Friede und Liebe. Namaste.
Fotos: Liza Meinhof
Vielen lieben Dank an das Hotel Schwarzschied in Lana, Südtirol für die tolle Kulisse.
One response to “Hallo 2020 – Welche Sätze ich nächstes Jahr nicht mehr hören will”
Lieber Thomas,
Respekt für das, was du in diesem Jahr erreicht hast und auch für das nächste Jahr viele Schaffenskraft und Energie!
Viele Grüße aus Berlin,
Olli