Was Yoga mit dir macht – Teil 6: Deine Gefühle

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„Vom Feeling her ein gutes Gefühl“

In meinen Jobs in Werbeagenturen wurde mir schon mehrfach vorgeworfen, zu emotional auf Dinge zu reagieren. Was als Kritik gedacht war, kam bei mir zwar immer als Kompliment an, aber das ist eine andere Geschichte. Natürlich steckt in meiner Arbeit viel Emotion – es geht um kreatives Schaffen, ohne Gefühl geht das gar nicht. Es wäre sicherlich einfacher mit Kritik oder Rückschlägen im Job umzugehen, wenn ich weniger Herzblut investieren würde, aber dann wäre ich selbst mit dem Ergebnis unzufrieden oder würde mich schlichtweg langweilen. Also: Es bleibt emotional im Büro. Sorry Leute.

Yoga mit viel Gefühl

Mit den Gefühlen ist es wie mit Papierkram – es geht nicht mit ihnen aber auch nicht ohne sie. Und außerhalb des Büros wird es ja erst so richtig gefühlvoll, in der Beziehung zum Partner, den Eltern oder dem eigenen Kind. Die Gefühle sind einfach immer da, lassen sich auch nicht so einfach abstellen. Wer kann denn schon so einfach Liebe, Angst oder Freude unterdrücken? Ich nicht und deshalb bin ich auch immer ein gutes Stück gesteuert von meinen Gefühlen. Immerhin hilft mir mein Yoga dabei, die Gefühle immer wieder zu ordnen.

Angst

Ich liebe „Asterix und die Wikinger“, denn die Wikinger haben vor nichts Angst, nicht mal vor dem Tod. Leider ist der Tod nämlich so ziemlich das Einzige, vor dem ich selbst richtig Angst habe. Mein eigenes Ableben oder das meiner geliebten Mitmenschen. Es gibt noch so viel Schönes, was wir zusammen erleben wollen, da wäre es schade, zu früh gehen zu müssen. Mein Yogi-Bonus: Ich suche nach Wegen, meiner begrenzten Restlebenszeit mehr Sinn zu geben, das wirkt dieser Angst irgendwie entgegen.

Ärger

Auch wenn ich jeden Tag stundenlang meditieren würde: Der Berufsverkehr einer Großstadt lässt sich nicht so einfach wegatmen. Wo wollen die Trottel denn alle hin und warum können die nicht Auto fahren? Sammal! Ansonsten nimmt meine regelmäßige Yogapraxis mir aber viel von meinem Ärger. Vor meiner Yogi-Zeit habe ich mich wirklich oft über Nichtigkeiten aufgeregt, jetzt bin ich da viel gelassener. Und wenn ich endlich einen Parkplatz vor dem Yogastudio gefunden habe, ist der Ärger auch schneller vergessen als früher.

Freude

Wer regelmäßig mit Yogis zu tun hat, weiß, dass sie vor Freude fast platzen. Ich kann mich über wirklich vieles freuen. Und seit ich regelmäßig Yoga praktiziere, zelebriere ich meine Freude noch mehr. Wie ich das merke? Ich gehe achtsamer durchs Leben und freue mich auch über Kleinigkeiten oder Sachen, die früher irgendwie selbstverständlich waren.

Furcht

Hä, steht da oben nicht schon was zu „Angst“? Ja schon, aber Furcht ist nicht dasselbe, denn Furcht ist „im Gegensatz zur Angst fast immer rational begründbar“. Sagt Wikipedia zumindest. Was bedeutet das für mein Yoga? Erstens: Niemand mag Klugscheißer. Und zweitens: Wer keine Angst hat, den kann die Furcht kreuzweise. Amen.

Ironie

Vielleicht ist im Yoga nicht wirklich viel Platz für Ironie. Vielleicht aber auch doch. Denn ist es nicht ironisch, wenn Leute in der Yogaklasse auf Gutmensch machen und in ihrem Beruf den Turbokapitalismus befeuern? Oder sich aus Rücksicht auf andere Lebewesen vegan ernähren, aber jedes Jahr 20.000 Kilometer mit dem Flugzeug zurücklegen? Vielleicht ist das auch nicht ironisch, sondern zynisch. Aber ich kenne den Unterschied nicht so genau und niemand mag Klugscheißer (s.o.).

Komik

Der Blog, den du gerade liest, behauptet von sich, ab und zu auch mal komisch zu sein. Und mir ist es nicht nur als Yogi wichtig, Komik in meinem Leben zu haben. Yoga ist (genau wie der Rest des Lebens) eine ernste Sache, aber es kann auch wirklich komisch sein. Wenn du in der Yogaklasse umfällst oder die Yogalehrerin pupsen muss. Ist das komisch oder nicht?

Mitleid

Mitleid ist leider ein sehr überschätztes Gefühl. Denn die meisten von uns empfinden zwar Mitleid, es lässt uns aber in der Regel nicht automatisch aktiv werden. Leider. Ich habe Mitleid mit allen, denen es nicht so gut geht wie mir. Flüchtlingen oder Kriegsopfern, Kranken oder Hungernden. Aber außer 150 Euro Weihnachtsspende und meine alte Winterjacke habe ich den Bemitleideten bisher noch nicht gegeben. Da kann ich Yoga üben, so viel ich will, für die Opfer ändert das nichts. Kommt ganz oben auf meine To-Do-Liste.

Liebe

Yoga ist Liebe. Oder zumindest hat es für mich ganz viel damit zu tun. Ich liebe meine Praxis und wie Yoga mein Leben verändert hat. Ich liebe es, wie ich die Dinge jetzt sehe. Und ich liebe meine Mitmenschen und – tadaaa – mich selbst. Denn Yoga macht mich nicht nur offen allen anderen Lebewesen gegenüber, es hilft mir auch, mich selbst so zu akzeptieren, wie ich bin und meinen Weg zu gehen, ohne dabei rücksichtslos oder egoistisch zu sein. Yoga ist Liebe und ich liebe Yoga.  

Gefühle sind heutzutage auch nur noch was für die ganz Mutigen

Es ist utopisch zu denken, wir könnten unser Leben rein von unseren Gefühlen bestimmt leben. Nur kleine Kinder gönnen sich diesen Luxus, einen gewissen rationalen Rahmen braucht jeder erwachsene Mensch. Aber mir würde es gefallen, wenn wir alle etwas mehr Gefühl zulassen würden. Im Umgang mit unseren Nächsten oder – wie ich – auch im Beruf. Denn in einer Welt aus Plastik kann etwas Authentizität nicht schaden, und was ist schon ehrlicher als unsere Gefühle? Namaste.

 

Fotos von Liza-Anneth Meinhof.

Outfit von OGNX.

 

   


2 responses to “Was Yoga mit dir macht – Teil 6: Deine Gefühle”

  1. Dani Avatar

    Sehr schön geschrieben!
    Toll, dass es deinen Blog gibt! Es gibt mir Inspiration, die Werbung für den Männeryogakurs so zu gestalten, dass hoffentlich mehr Männer teilnehmen.

  2. […] lassen. Das einzige, was du beim Yoga nämlich verbiegen solltest, ist nicht dein Körper, sondern alles, was in deinem Kopf passiert. Dort musst du lernen, loszulassen und neue Positionen einzunehmen. Das sieht auf Instagram leider […]