Mein erstes Mal – (Yoga-Retreat) in Marokko

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Weißt du noch?

Erinnerst du dich noch an dein erstes Mal? Vielleicht hast du dich schon lange vorher extra für diesen besonderen Moment verabredet und in Gedanken durchgespielt, wie es wohl sein wird. Dich gut vorbereitet, deinen Körper gesäubert, etwas Schickes angezogen. Die entsprechenden Hilfsmittel besorgt und bereitgelegt. Und dann, als es so weit war, schlug dein Herz wie wild in deiner Brust. Du warst so nervös, aber auch voller Vorfreude. Wolltest alles gleich richtig machen. Und auch wenn es irgendwie fremd und anstrengend war, ging es viel schneller vorbei als du dachtest. Am Ende lagst du – verschwitzt und glücklich – mit einem dämlich-befriedigten Lächeln unter einer Decke und hast dich so gut gefühlt wie noch nie in deinem Leben. Es ist nie mehr wie beim ersten Mal. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Yogaklasse: Es geschah am 12. Februar 2013 in der Yogapraxisin Berlin-Schöneberg. Der klassische „Krankenkassen-Kurs“ mit ganz viel Basisarbeit. Fun Fact: Ich weiß noch genau, dass ich an dem Abend in meiner Tasche ein kaltes Wegbier (Rothaus Tannenzäpfle) hatte, weil ich danach noch zum Feiern verabredet war. Aber irgendwie hat es bei mir in dieser netten Runde von Yogaanfängern einen Schalter umgelegt und ich habe seitdem nie mehr aufgehört, zu praktizieren. Das Bier hat trotzdem hervorragend geschmeckt. 

Es gibt für alles ein erstes Mal.

Als ich vor knapp drei Jahren anfing zu bloggen, gab es relativ bald schon die ersten Beiträge der Kategorie Mein erstes Mal: Mein erstes Mal dies, mein erstes Mal das, mein erster Griff ins Shitstorm-Klo oder alle Fails im Yoga Teacher Training. Irgendwas ist immer. Vor allem wenn man im fortgeschrittenen Alter seine Spiritualität entdeckt und anfängt, Bodenturnen zu lernen. Das Tolle an so einer „Yoga-Reise“ ist, dass man ständig Neues erfährt: Hui, ich kann meine Zehen berühren. Hui, ich muss manchmal bei Rückbeugen unkontrolliert weinen. Hui, ich kann nach der Klasse zwei Tage lang nicht richtig laufen. Oder auch: Hui, ich bin auf einmal Yogalehrer und verreise nicht nur in meinem Kopf, sondern wirklich und tatsächlich zu meinem allerersten Retreat. Eine Woche Marokko, 13 Einheiten Yoga mit Blick aufs Meer bei bestem Wetter. Und dafür werde ich auch noch bezahlt! Was geht ab? Letzte Woche bin ich von diesem wunderbaren Trip zurückgekehrt. Zurück in die Kälte der Realität. Und kann jetzt – mit etwas Abstand – meinen ersten Reisebericht dazu niederschreiben.

Willkommen in Marokko.

Mein erstes Mal im Retreat war gleichzeitig mein erstes Mal in Marokko. Und überhaupt in Afrika. Und was soll ich sagen? Es hat alles super funktioniert bei meiner Retreat-Premiere (nachdem es ja etwas chaotisch begonnen hatte). Die Leute am Flughafen und in der Ferienanlage? Freundlich und kompetent. Unterkunft und Service? Sauber und professionell. Essen und Umgebung? Lecker und aufregend. Also beste Bedingungen für die zwei täglichen Yogaklassen zum Sonnenauf- und -untergang. Und dazwischen? Ging es für die Teilnehmerinnen (und den Lehrer) zum Baden oder Surfen ins Meer, zum Spazieren ins Fischerdörfchen Taghazout oder mit dem Bus auf den Markt in Agadir. Also eine gesunde Mischung aus Yoga-Programm in der Gruppe und gemütlichem Urlaub für sich selbst. Alles konnte, nichts musste. Und damit es uns beim Yoga nicht langweilig wurde, gab es von mir jeden Tag einen neuen Fokus und ein frisches Mantra auf dem mitgereisten Harmonium. Außerdem – getreu des Retreat-Konzepts mit den Rock’n’Roll -Analogien – auch eine Rockstar-Legende mit Yoga-Bezug. Ich würde sagen: Ich habe ein richtiges und echtes Yoga-Retreat durchgeführt. Und dabei nicht nur ein tolles neues Land, sondern auch tolle neue Menschen kennengelernt.

Man lernt nie aus.

Beim meinem Yogaunterricht im Retreat habe ich darauf geachtet, dass sich die Schülerinnen entsprechend ihres Levels individuell weiter entwickeln können. Und ich denke, sie haben auch ein bisschen was dabei gelernt. Viel mehr gelernt habe aber ich. Und zwar über ein Land, das mir bisher fern und fremd war. Ein relativ armes Land, das gerade damit begonnen hat, seine größten Ressourcen zu nutzen: Strand und Meer und Sonnenschein. Ein Land, in dem gerade viele neue Häuser und Ferienwohnungen gebaut werden, wo vorher nur Wüste war. Ein islamisch geprägtes Land, in dem man auch mal 20 Minuten vor einer verschlossenen Ladentür steht und wartet, weil der Inhaber gerade seinen Gebetsteppich ausgerollt hat. Überhaupt der Islam: Außerhalb der Anlage gab es keinen Alkohol für niemanden, dafür viele gläubige Menschen, die sich in aller Öffentlichkeit Zeit nehmen, mit ihrem Gott zu sprechen. Man kann über diesen Glauben sagen, was man will: Immerhin haben die Leute etwas, an das sie glauben. Und verstecken sich nicht damit, sondern haben einen klaren Groove, innerhalb dessen sie sich mit Allah verabreden. Yoga ist nicht meine Religion, aber der Gedanke, jeden Tag zu festgelegten Zeiten eine Viertelstunde zu meditieren, hat schon etwas für sich.

Nicht das letzte Mal.

Neben der Landeskunde und meinen netten Begleiterinnen gab es noch ein weiteres Highlight für mich in Marokko. Nämlich die Tatsache, innerhalb weniger Tage ein komplettes Buch zu lesen. Ja, ich weiß: Krass, ein Buch. Und nein, ich habe nicht ZUM ERSTEN MAL ein Buch gelesen, aber zum ersten Mal seit fünf Jahren geschah das nicht in Intervallen von jeweils drei Seiten vor dem Einschlafen. Ein wichtiger Punkt in dem Buch ist, dass wir die Dinge oft mit falschen Maßstäben messen und deshalb unzufrieden sind. In diese Falle hätte ich auch bei meinem Retreat tappen können. Vielleicht hätte ich mir mehr Teilnehmer gewünscht oder eine luxuriösere Unterkunft. Oder deutliche Anzeichen von Erleuchtung bei einer der Teilnehmerinnen. Aber nach langem Überlegen habe ich mich darauf festgelegt, wie ich den Erfolg meiner ersten Yogareise messe. Nämlich damit, dass alle mit einem guten Gefühl nach Hause fahren und im Retreat etwas zum ersten Mal getan haben. Ich habe beides geschafft, denke ich. Zumindest ich fühle mich immer noch hervorragend, wenn ich an Marokko denke. Und das erste Mal meiner Yoginis war auch für mich ein absoluter Höhepunkt: Die Kundalini-Meditation nach Osho auf der Strandterrasse im Sonnenuntergang. Selten hat etwas so gut zueinander gepasst, wie diese intensive Meditation und dieser Strand mit der untergehenden Sonne. Das wird in nächster Zeit ziemlich schwer zu toppen sein. Aber bis zum nächsten ersten Mal arbeiten wir daran. Namaste. 

PS: Vielen lieben Dank an Prayana Yoga Retreatsfür das Vertrauen und die Organisation.

Fotos: Yogadude, Tanja Holzmann


2 responses to “Mein erstes Mal – (Yoga-Retreat) in Marokko”

  1. Bernhard Avatar
    Bernhard

    Es ist immer wieder toll, deine Beiträge zu lesen. Finde es super wie du das alles machst!! Mache zurzeit gerade den Yoga Lehrer und nehme dich so ein bisschen als „vorbild“ keine Angst ich bin kein stalker 😂 mach weiter so 👍🧘‍♂️👌

    1. Yogadude Avatar
      Yogadude

      Hey Bernhard, hab den Kommentar leider erst jetzt gesehen und freigegeben. Sorry!!! Vielen Dank für die lieben Worte und alles Gute auf deinem eigenen Yogaweg weiterhin.