So viel verdient (d)ein Yogalehrer – Bezahlung in Yoga- und Fitnessstudios im Check

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Yoga für alle!

Eines (von so vielen) guten Dingen am Yoga ist, dass alle sozialen Schichten es praktizieren können. Also theoretisch zumindest. Ich unterstelle nämlich, dass Alleinerziehende mit Nebenjob am Wochenende nicht so oft die Zeit für eine Runde auf der Matte haben, wie jemand, der seine täglichen zwei Stunden Arbeitszeit für wohltätige Zwecke opfern kann. (Das soll übrigens keine Wertung sein.) Aber, jetzt mal unabhängig von der zur verfügung stehenden Freizeit: Wer Yoga machen will, kann das quasi kostenlos auf YouTube mit Mady & Co. tun. Oder aber 28 Euro für die 75 Minuten-Klasse hier in München ausgeben. Das macht Yoga zu einer relativ demokratisch verfügbaren Sache, auch wenn mit dem steigenden Preis pro Stunde im Allgemeinen auch eine steigende Qualität bzw. ein erhöhter Leistungsumfang einhergehen. (Hoffentlich!) Dein/e Lieblings-YouTuber*in kommt für knappe 30 Tacken wahrscheinlich auch nicht zu dir nach Hause für ein paar Assists und eine Nackenmassage. Und eine Matte musst du dir auch noch selbst kaufen. Aber selbst Yogaklassen im Studio können recht erschwinglich sein: Wer für eine monatliche Flatrate 95 Euro ausgibt und damit jeden Tag sein Studio besucht, zahlt nur etwas mehr als 3 Euro pro Yogaeinheit!

Wer soll das bezahlen?

Wer ein Yogastudio eröffnet und nur grob die anstehenden monatlichen Kosten überschlägt, kann schnell einen unruhigen Schlaf bekommen: Studiomiete, Marketing-Budget, Versicherungen, Lizenzen und nicht zuletzt wollen die Yogalehrer*innen am Monatsende auch noch (natürlich zu Recht) ihre Kohle. Wieviel genau das ist, wissen die Besucher der Yogaschulen normalerweise nicht. Und viele Yogalehrer*innen, die nur in einem Studio unterrichten, haben unter Umständen keinen Schimmer, was man anderswo für die Arbeit auf der Matte überwiesen bekommt. Da unterscheidet sich der Yogalehrer-Job nicht von anderen Berufen: Übers Geld wird nicht gesprochen. Basta. Weil das Thema aber ganz spannend ist, hat der Yogadude eine anonyme Umfrage (mit mehr als 30 Teilnehmer*innen) dazu gemacht und natürlich auch seine eigenen Erfahrungen als Lehrer und Studiobetreiber mit einfließen lassen. 

Vorab muss man dazu wissen, dass die meisten Yogalehrer nicht fest angestellt sind, sondern selbständig arbeiten. Und das hat folgende Gründe:

  • Fast alle Yogalehrer*innen unterrichten in mehreren Studios gleichzeitig, die miteinander konkurrieren, das macht eine Festanstellung rechtlich schwierig.
  • Für ein oder zwei Stunden pro Woche lohnt sich der Verwaltungsaufwand einer Festanstellung für ein Studio nicht.
  • Die meisten Lehrer*innen unterrichten Yoga neben einem anderen (Haupt-)Job.

Und so viel verdient (d)ein/e Yogalehrer*in:

Der Abschluss ist zweitrangig
Bei fast 60% der Befragten erfolgt die Bezahlung unabhängig von der Qualifikation oder Erfahrung (vielleicht ganz interessant für diejenigen, die über ihr fünftes Teacher Training nachdenken).

Bezahlmodell ohne Erfolgsbeteiligung
Mehr als der Hälfte der befragten Yogalehrer*innen gab an, dass ihr Honorar nicht im Zusammenhang mit der Anzahl der Teilnehmer*innnen steht (in Yogastudios eher üblich, in Fitnessstudios nicht so sehr).

Klarer Trend beim Stundenlohn
Für 60 Minuten Yogaunterricht (de facto weit mehr als eine Stunde Arbeit, wenn man Vorbereitung, Check-In etc. mit einrechnet) liegt bei den meisten Yogalehrer*innen bei 30 bis 35 Euro netto (also ggf. zzgl. MwSt.).

Keine Überraschung
Dieselben Lehrer*innen bekommen für 75 Minuten Yogaunterricht zwischen 40 und 45 Euro netto und für 90 Minuten zwischen 45 und 50 Euro.

Existenzminimum vs. Spitzenverdiener
Besonders interessant sind die großen Unterschiede in der Bezahlung: Für 60 Minuten-Klassen werden in wenigen Fällen nur 12 Euro überwiesen. Am oberen Ende der Skala gibt es hier Lehrer*innen, die bis zu 75 Euro abrechnen können. Bei 75 Minuten sieht es mit 15-51 Euro ähnlich aus, bei 90 Minuten gibt es eine Spanne von 18 bis 90 Euro.

Steuern und Sozialabgaben
Wichtig zu wissen: Selbständige (also eigentlich alle) Yogalehrer*innen sind sowohl für ihre Einkommensteuer als auch für die Sozialabgaben verantwortlich. Die Kosten dafür sind in den Honoraren also enthalten. Und: Die gesetzliche Rentenversicherung ist laut Gesetz Pflicht für Yogalehrende, nicht wenige (u.a. der Autor dieses Beitrags) haben hier aus Unwissenheit empfindliche Nachzahlungen geleistet. 

Das bittere (Monats-)Ende
Auch wenn man sich vieles schön rechnen kann: Selbst die relativ hoch entlohnten Yogalehrer*innen müssen pro Woche ganz schön ranklotzen, um von ihrer Berufung leben zu können. Mehr als drei Klassen pro Tag zu unterrichten, führt bei den meisten Menschen  schnell zum Burnout. Und selbst damit lassen sich in einer Fünf-Tage-Woche nur ca. 800 Euro erwirtschaften. Das mag als WG-Bewohner in Berlin-Wedding erstmal viel Asche sein. Als Familienvater in München wird das Leben damit ganz schön knapp. 

Business as usual.

Eigentlich ist es keine große Überraschung: Weil Yoga ein Geschäft wie jedes andere ist, gibt es hier auch zum Teil deutliche Unterschiede in der Bezahlung. Das hat hier allerdings weniger etwas mit Qualifikation, Leistung oder Verhandlungsgeschick zu tun. Manche Studios können z.B. aufgrund ihrer Größe nicht mehr bezahlen, andere wollen es vielleicht einfach nicht (weil sie ja nicht müssen). Dann ist es auch so, dass die Studiobetreiber ihr Geld für unterschiedliche Dinge ausgeben: Die einen zimmern ihre Möbel selbst zusammen und setzen sich abends an die Buchhaltung, die anderen beauftragen einen Schreiner und schicken ihre Belege weiter an den Steuerberater. Je nachdem bleibt dann weniger Pulver für die Belegschaft übrig. Tendenziell ist es mir in dem Zusammenhang schleierhaft, warum die großen, bekannten  Studios teilweise viel weniger bezahlen als die Underdogs und Newcomer. Wenn du selbst Yoga unterrichtest bzw. daran denkst, es zu tun, helfen dir die Zahlen aus diesem Beitrag sicherlich weiter. Du solltest dich auf jeden Fall nicht unter Wert verkaufen und dir überlegen, ob die Bezahlung dir langfristig für deinen Aufwand genügt. Denn spontane Gehaltserhöhungen sind bei Yogalehrer*innen im Normalfall auch nicht drin. Und wenn dir ein Studio deiner Meinung nach zu wenig Kohle bietet, lehne besser dankend ab. Zwar findet sich immer jemand, der den Job auch billiger als du macht, aber Dumpingpreise sollte niemand akzeptieren. Damit werden nur diejenigen, die Yoga im Nebenjob unterrichten, ausgespielt gegen diejenigen, die davon leben (müssen). Und mit 12 Euro Stundenlohn (siehe oben) kann die Rechnung für die Fulltime-Lehrer vorne und hinten nicht aufgehen. Viele Erfolg und vor allem ganz viel Spaß. Namaste. 

PS: In meinem eigenen Studio bekomme ich pro Stunde übrigens so wenig/viel wie die anderen Yogalehrer*innen. Deine eigenen Erfahrungen mit dem Thema kannst du gerne als Kommentar hier oder auf Facebook lassen.

Fotos: Clemens Helbich


4 responses to “So viel verdient (d)ein Yogalehrer – Bezahlung in Yoga- und Fitnessstudios im Check”

  1. Andrea Avatar
    Andrea

    Hallo,

    meine Frage: die Stundensätze richten sich nach der Teilnehmerzahl oder werden pauschal pro Kurs bezahlt? Bei 12 Euro Stundenlohn hoffe ich pro Teilnehmer.
    Wenn man bedenkt, die Karte kostet für den Nutzer 19 Euro. 19 Euro x 10 Teilnehmer = 190 Euro Einnahme – Ausgaben. Das ist wohl kein leichtes Business

    Generell finde ich Yoga als Elitär und kann mir mein monatliches Pensum nur durch günstige Flatrates leisten. Zusätzliche Fixkosten von 120 Euro im Monat sind bei mir nicht drin. Was natürlich die Sache nicht erleichtert für alle Yoga Anbieter.

    1. Yogadude Avatar
      Yogadude

      Hey, vielen Dank für den Kommentar. Also, die 12 Euro sind wohl ein krasser Einzelfall von reinem Stundenlohn, unabhängig von der Teilnehmerzahl. Die Studios, die ich kenne, bezahlen ein Vielfaches davon. Und 19 Euro bezahlt fast niemand für eine Yogaklasse, die meisten Leute nutzen Urban Sports etc. – da gibt es pro Teilnehmer teilweise weniger als die Hälfte davon (je nach Studio).

  2. Jana Avatar
    Jana

    Die 12€ für 60 min und entsprechend anteilig mehr sind in Sportvereinen durchaus sehr realistisch. Vereinsmitgliedschaften kosten teilweise nur 5€/Monat mit 1€ monatlicher Spartenanteil.

    1. Yogadude Avatar
      Yogadude

      Das verstehe ich natürlich von der Kostenseite her (ich bin selbst Mitglied in einem Turnverein). Allerdings kann davon wirklich niemand leben, ist also eher was für Überzeugungstäter oder Schüler*innen.