Geht nicht, gibt’s nicht – 5 Gründe, warum man nie zu alt für Yoga ist

Happy birthday to (everyone of) you.

Februar und März sind bei uns in der Familie die Geburtstagsmonate: In den nächsten Wochen feiern wir die erfolgreiche Entbindung meiner Frau, meines Sohnes, meiner Mutter (hatte schon), meiner Schwiegermutter (noch im Urlaub) und mir selbst (schon wieder). Das stellt uns alle nicht nur vor terminliche Herausforderungen, die ganze Feierei hinterlässt auch deutliche Spuren auf dem Kontostand (Geschenke) und dem Blutzuckerspiegel (Kuchen). Trotzdem freue ich mich natürlich darauf, ein Geburtstag ist ja immer auch ein Stück weit Kindergeburtstag und das macht – zumindest den Kindern – richtig Laune. Obwohl es ja eigentlich nicht ganz fair ist, dass nur die Kinder zu ihrer Geburt mit Präsenten und Süßem bedacht werden – die Eltern sind ja schließlich ganz schön in Vorleistung gegangen und bezahlen ihr Lebensglück mit Schlafentzug und Nervenabrieb. Trotzdem natürlich alles erdenklich Liebe und Gute an alle Geburtstagskinder – ihr habt es euch ja nicht ausgesucht, geboren und gefeiert zu werden.

Ist es das Alter?

Ein anderer Preis, den wir alle über kurz oder lang bezahlen, ist der Preis fürs Altwerden. Statistisch gesehen haben unsere Kinder noch viele, viele Jahrzehnte in halbwegs funktionstüchtigen Körpern vor sich. Allerdings erwähnt keine schlaue Studie in welchem Zustand wir uns genau befinden werden, wenn wir die erste Lebenshälfte mal hinter uns gelassen haben. Ich werde in diesem Jahr biblische 41 und spüre – in direktem Zusammenhang mit erwähntem Schlafentzug – die leisen Signale, die mein Körper mir sendet: Durchfeierte Wochenenden schmerzen seit ich 30 bin mindestens bis zum Bergfest. Der Laufsport ist seit Mitte 30 den defekten Kniegelenken zum Opfer gefallen. Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass meine Yogapraxis auch eine andere gewesen wäre, hätte ich mit 20 begonnen, mich ihr zu widmen. Und nicht erst mit 35. Aber das meiste funktioniert ja zum Glück und ich kann mich vor dem Yoga noch selbständig anziehen und schaffe es danach auch wieder alleine aus der Badewanne.

So will ich alt werden.

Seit ich mir bewusst über den Erhalt meines Körpers Gedanken mache, schätze ich meine Mutter als absolutes Vorbild (sie liest übrigens jeden YOGADUDE-Artikel und wird jetzt sicher ganz schnell weiterlesen): Meine Mutter ist 70+, hat die Pubertät dreier Söhne überstanden und macht mich in relativ vielen Sportarten (Tennis, Golf, Wandern, Fahrrad- und  Skifahren sowie wahrscheinlich auch noch beim Armdrücken und Fingerhakeln) platt, ohne überhaupt ins Schwitzen zu kommen. Aaaber: Dieselbe Frau redet seit gut einem Jahr davon, zum Yoga zu gehen und traut sich einfach nicht. Irgendwie ist sie wohl eingeschüchtert von den jungen Hochleistungsyogis, die sich in ihrem Fitnessstudio in den Kursen auf der Matte verbiegen. Und dabei kennt sie ja nicht mal die ganzen krassen Yoga-Fotos auf Instagram! Es ist also mal wieder Zeit, Argumente zu sammeln:

5 Gründe, warum man für Yoga nie zu alt ist

1. In Indien gelten Yogis unter 100 als unerfahren.

In Sachen Yoga sollten wir den Indern auf jeden Fall vertrauen, denn: „Wer hat’s erfunden?“ Dieser Yogi hier ist 100+ und macht Dinge, für die ich wohl mindestens noch 60 Jahre üben muss. Aber nicht umsonst heißt es ja „Übung macht den Meister“.

2. YouTube-Yoga ist nichts für junge Hüpfer.

Sorry, liebe Mady Morrison – wir schätzen deine Arbeit wirklich sehr. Aber von der Höhe deines Schaffens bist du wahrscheinlich noch Jahrzehnte entfernt. Ich weiß natürlich nicht, ob es YouTube in 40 Jahren noch geben wird, aber dieses Video spricht Bände.

3. Für eine Herz-OP gibt es auch kein Höchstalter.

Genau so wenig wie für neue Hüften oder dem Zugang zum Badestrand. Warum sollte etwas wie Yoga, dass nachweislich die Gesundheit fördert, nur jungen Menschen vorbehalten sein? Die sind doch sowieso schon in den meisten Fällen kerngesund.

4. Man ist immer so alt, wie man sich fühlt.

Yoga hilft 10 von 10 Menschen (Statistik von mir) dabei, sich gut zu fühlen. Und weil in unserer zeitgeistigen Jugendwahngesellschaft „jung“ gleich „gut“ ist, lässt sich umgekehrt „gut“ auch mit „jung“ gleichsetzen. Und eigentlich fühlen Yogis sich sogar besser als gut und damit jünger als jung. Alles klar?

5. Jugend ist an die Jugend verschwendet.

Ich maße mir mit meinen vier Jahrzehnten Lebenserfahrung an, bestimmte Dinge anders einschätzen zu können als Leute, die halb so alt sind wie ich. Und Erfahrung ist meiner Meinung nach eines der wenigen Dinge, die man nicht auf der Überholspur lernen kann. Wie mag sich dann jemand erst fühlen, der doppelt so alt ist wie ich? Also rückt eure Matten zusammen und macht Platz für etwas Weisheit, ihr jungen ignoranten Kunstturner!

Die Zeit ist da.

Zugegeben, man sieht relativ wenig Rentner in einer durchschnittlichen Yogaklasse. Obwohl die doch eigentlich Zeit hätten ihre Urban Sports Club-Mitgliedschaft aufs Übelste auszureizen und jeden Tag üben zu gehen. Vielleicht sind ältere Menschen die nächste Yoga-Minderheit, der ich mich widme, wenn das Geschlechterverhältnis in hiesigen Yogastudios endlich irgendwann ausgeglichen ist? Altersmäßig würde das dann ja wahrscheinlich ganz gut passen und als Yogalehrer kann ich mir auch nach dem Renteneintritt noch etwas dazu verdienen. Aber vielleicht schaffe ich es ja auch schon früher und schleppe meine liebe Mama beim nächsten Besuch einfach mal ins Yogastudio. Namaste.

Fotos: Liza „so jung wie sie aussieht“ Meinhof.


One response to “Geht nicht, gibt’s nicht – 5 Gründe, warum man nie zu alt für Yoga ist”

  1. […] gibt Menschen, die haben für alles einen Plan, ich würde behaupten, dass ich dazu gehöre. Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder und einen Abschluss in Betriebswirtschaft – natürlich habe ich […]