Mein erstes Mal: Yoga-Workshop in Buxtehude

Irgendwann ist immer das erste Mal.

Niemand weiß das im Moment so gut wie ich. Diese Woche jährt sich der Beginn meiner Yogalehrerausbildung. Und was ich seitdem nicht alles zum ersten Mal getan habe: Ich habe mich gebogen, geschüttelt und geöffnet, habe Ansagen, Ansichten und Anatomie gepaukt, ganz viel Schweiß und noch mehr Tränen vergossen… und dann ging das Ganze erst so richtig los. Noch während der Ausbildung war jemand so verrückt, mich Yoga unterrichten zu lassen, in den Monaten danach habe ich – erwartungsgemäß – meine ersten Anfängerfehler als Yogalehrer gemacht. Im Sommer dann das erste Festival hinter mich gebracht und vor einigen Wochen mein Know-how schon wieder erweitert und mich in Sachen FeetUp® fortgebildet. Leute, ich sag’s euch: Wenn ihr mich fragt, wann ich das letzte Mal etwas zum ersten Mal getan habe – ich habe eine Antwort. Aber auf der langen Liste von Dingen, die ich als Yogalehrer ausprobiert habe, fehlte bis letzte Woche ein entscheidender Punkt. Mein erster eigener Yoga-Workshop.

Don’t call it Schicksal.

Ehrlich gesagt, war ich anfangs gar nicht so scharf darauf, einen mehrstündigen Yoga-Workshop zu geben. Mir fehlte die Erfahrung, der schlaue Gedanke für ein Konzept, die Räumlichkeiten, die Antworten auf tiefergehende Fragen der Teilnehmenden… Okay, ich gebe es zu: Ich hatte einfach Angst. Und ich hätte sicher noch ein paar Jahrzehnte verstreichen lassen, bevor ich mich um „meinen“ ersten Yoga-Workshop gekümmert hätte. Wenn der Yoga-Workshop sich nicht vorher um mich gekümmert hätte. Und zwar in Form von Sven, einem erfahrenen Yogalehrer und Studiobetreiber. Sven schrieb mich exakt fünf Tage (!) nach Beginn meines Yoga Teacher Trainings an, ob ich nicht Lust hätte, in seinem Yogastudio einen Workshop abzuhalten. Und obwohl es mir noch immer schwerfällt, „Nein“ zu sagen – in diesem Fall musste es einfach sein. Sven hatte keinen blassen Schimmer, dass ich noch keine Ausbildung genossen hatte und er zeigte Verständnis für die Situation. Und er zeigte vor allen Dingen Geduld. Denn exakt fünf Tage (!) nach dem Ende meiner Ausbildung schrieb er mich wieder an wegen seiner Vision von mir auf seiner Matte. Entweder war Sven wirklich mutig oder aber er braucht diesen besonderen Kick im Leben. Was auch immer es ist – nach ein wenig Hin und Her einigten wir uns auf Thema, Länge und Datum meines Gastspiels in Svens Studio. Und letzten Samstag ging es dann in aller Herrgottsfrühe los. Nach Buxtehude.

Petrosilius Zwackelmann.

Kennt du diese Leute, die sich als „Weltbürger“ fühlen, deren Herzensorte unaussprechliche Namen tragen und in Ländern liegen, die in keinem Atlas der Welt überhaupt verzeichnet sind? Die ihren ganzen Social Media-Krempel auf Englisch verfassen, because they have so many international friends? Ich kenne ein paar davon, bin selbst aber so mehr das Gegenteil. Im Herzen noch immer Dorfbürger, fliegt RyanAir an meinen Herzensort Barcelona ungefähr 100 Mal am Tag. Und wenn ich auf Facebook mit Englisch anfange, bekomme ich von den anderen Dorfbürgern beim nächsten Misthaufenfest ein Bier über den Kopf geschüttet. Und so wundert es auch nicht, dass ich mir nicht ansatzweise vorstellen konnte, wo Buxtehude liegt oder ob es das überhaupt tatsächlich gibt. Aber eine geschickte Kombi-Recherche mit Google Maps und Wikipedia machte mich schlauer. Buxtehude liegt etwas südlich von Hamburg und ist berühmt für sein Frauen-Handballteam, eine vor Jahrtausenden angekaute Semmel und den Besuch von niemand geringerem als dem großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann in „Der Räuber Hotzenplotz“. Nichts wie hin!

Nach dem Workshop durfte ich für die #YogaMitSinn Show noch ein Video-Interview geben.

Be a warrior – not a worrier.

Mein Yogatag in Buxtehude verging ein bisschen wie im Rausch. Um meiner latenten Herbst-Depression vorzubeugen, wollte ich nicht am Vorabend anreisen, also nahm ich ausnahmsweise das Flugzeug und ließ mich von Sven am Bahnhof abholen. Im Nachhinein war das allerdings ein Fehler (also das mit dem Flugzeug), denn von der Stadt habe ich leider so gut wie gar nichts gesehen. Dafür aber Svens wunderschönes Yogastudio, das Yogazentrum Buxtehude. Dort richtete ich mich mitsamt meinem mitgeschleppten Harmonium ein und wartete auf die Teilnehmerinnen, die nach und nach eintrudelten. Sogar eine Freundin, die ich beim Copenhagen Yoga Festival letztes Jahr kennengelernt hatte, nahm den weiten Weg aus Hamburg auf sich. Dann ging es los: Meditation, Mantren, Asana-Praxis und immer wieder wohl gewählte Worte rund um den Fokus des Workshops: Be a warrior – not a worrier, inzwischen so eine Art Lebensmotto von mir. Um es kurz zu fassen (und nicht zu viel vom Inhalt des Workshops zu verraten): Ich hatte einen Heidenspaß mit den Kriegerinnen in Buxtehude und das Feedback an mich war ebenfalls durchweg positiv. Puh.

Ich war noch niemals in New York.

Also streng genommen war ich schon mehrmals in New York, aber leider noch nie als Yogalehrer. Dafür war ich jetzt in Buxtehude. Und während böse Zungen behaupten, ich hätte meinen ersten Yoga-Workshop dort durchgeführt, weil mich in Buxtehude niemand kennt, war es doch eher Schicksal, dass ich dort gelandet bin. Irgendwie passt das auch ganz gut zu meinem Werdegang und mir. Der Yogadude in New York wäre sicher auch mal schön, aber in Buxtehude hat das meiner Meinung nach viel mehr Punkrock. Und ganz ehrlich: Yogis sind Yogis, ganz gleich wie groß die Stadt rund um ihre Yogamatte am Ende ist. Aber in meinem ganz besonderen Fall, kann ich (zumindest im Moment noch) behaupten: Die Yogis in Buxtehude sind die besten Workshop-Teilnehmer, die ich je hatte. Und deshalb werde ich wiederkommen. Mit dem selben Harmonium. Mit einem anderen Workshop-Programm. Und mit mindestens einer Übernachtung, damit ich diese kleine Stadt in ihrer vollen Größe genießen kann. Bis es soweit ist, kann ich mich erst mal nur bedanken. Bei allen, die dabei waren, bei diesem ersten Mal. Und beim guten Sven für seinen Mut und sein Vertrauen. Und seine herausragende Geduld. Namaste.

PS: Meine nächsten ersten Male stehen schon wieder im Kalender. Zum Beispiel mein allererstes Wintersport- und Yoga-Retreat diesen Dezember.

Fotos: Yogadude, Pernille Behnke


2 responses to “Mein erstes Mal: Yoga-Workshop in Buxtehude”

  1. stefan A. stüber Avatar
    stefan A. stüber

    Schade, ich wohne nur ein paar km davon entfernt. Deine Website habe ich definitiv zu spät kennegelernt.

    1. Yogadude Avatar
      Yogadude

      Kein Problem, ich komme nächstes Jahr sicher wieder zu euch in den Norden 🙂